Was bedeutet mir der Wald?

Andreas Kieling fragte auf Facebook „Was bedeutet der Wald für euch?“. Und auch Peter Wohlleben will in seinem Podcast „Peter und der Wald“ von jedem seiner Gesprächspartner wissen, „was war dein schönstes Walderlebnis?“ Diese Fragen möchte ich gern hier beantworten.

Der Wald – das andere Leben

Wanderwegkennzeichnung mit verschwommenen Wandereren im HintergrundAls gebürtiges Stadtkind ist der Wald für mich in erster Linie etwas anderes, und heute genieße ich dieses Erlebnis. Das war allerdings nicht immer so. Wann immer meine Eltern mit mir „spazieren gehen“ wollten, hoffte ich, dass es nicht zu lange dauern möge. Einfach nur draußen sein und dabei brav sein? Furchtbar! Sei still, renn‘ nicht herum, was sollen denn die Leute denken? Ich fand Spaziergänge im allgemeinen stets langweilig.

Hätte ich wenigstens mal was aufheben oder im Matsch spielen dürfen, das wäre vielleicht noch halbwegs interessant gewesen. Auch ein paar Erklärungen nebenbei hätten vielleicht die Faszination an der Natur wecken können. Mein Vater hatte ja durchaus großes Verständnis für das Gärtnerische, da hätte einiges kommen können. Aber es ging nur darum, spazieren zu gehen, ausgerechnet mit den Eltern, die Spielkameraden fehlten leider. Denkbar schlechte Voraussetzungen für ein Kind, sich wohlzufühlen.

Das alles wandelte sich grundlegend, als ich älter wurde. Heute genieße ich die Zeiten im Wald, vor allem, weil es bedeutet, aus der Stadt raus zu kommen. Der Genuss hat natürlich wesentlich auch damit zu tun, dass ich heute nicht mehr nur spazieren gehe. Die Fotografie ist – wie man in diesem Blog bemerken kann – ein wesentlicher Bestandteil, vor kurzem auch durch das Filmen („Videografieren“, wie man neuerdings sagt) ergänzt.

Und die Hunde freuen sich auch darüber. Was mich direkt zum nächsten Punkt bringt …

Der Wald als Entspannung

Kleiner Bach im Wald, der zum oberen Bildrand verläuft und dort in einen See mündetWandern ist auch so etwas, das ich differenzierter sehe. Wenn ich versuche, neue Wanderwege zu finden, überwiegen die langen deutlich. Mal eben ein paar Schritte gehen scheint gar nicht so einfach zu sein, es sei denn, man kennt die Gegend bereits. Auch einschlägige Wandercommunities wie Komoot scheinen vorzugsweise nach dem Prinzip „schneller – höher – weiter“ vorzugehen. Wanderwege von weniger als 5 km sind eher selten zu finden. Vielleicht hängt das auch mit den offiziellen Definitionen zusammen, was denn Wandern eigentlich sei: „Wandern ist eine Form weiten Gehens von mehreren Stunden“ sagt Wikipedia. Gemäß dieser Aussage ist unsere kurze Runde um den Blauen See in Kassel leider noch keine Wanderung, denn für die etwas mehr als 2 km brauchen wir in der Regel nur etwa eine Stunde. Dennoch empfinde ich dies als Wanderung, denn meine Vorstellung davon ist halt nicht „Strecke machen“, sondern Entspannung.

Natürlich mögen andere Leute dies ganz anders sehen. Aber das ist ja das Schöne daran: Dem Wald ist es egal, ob man gemächlich schlendert oder zügig marschiert. Hauptsache man räumt seinen Müll auf einem eventuellen Rastplatz wieder weg, getreu dem Motto „Nimm wieder mit, was du mitgebracht hast“.

Der Wald ganz pragmatisch: Natur

Neben dem rein persönlichen Eindruck darf natürlich auch die Umwelt nicht vergessen werden. Man lernt schon im Biologie-Unterricht, dass Pflanzen durch die Photosynthese den Sauerstoff erzeugen, den wir atmen. Dafür verbrauchen die Pflanzen CO2. Man sollte also meinen, dass gerade dieser Effekt uns motivieren sollte, Wälder nicht in großem Stil abzuholzen, sondern zu erhalten! Aber wen interessieren schon solche Zusammenhänge, wenn es um Geld geht.

Wälder erzeugen in ihrem Innern ein Kleinklima, das besonders in heißen Sommern mehr als deutlich wahrzunehmen ist. Wie hatte vor einigen Jahren in Schweden ein Ferienhaus gemietet und verbrachten dort mit zwei Hunden und den Kindern einige schöne Wochen. Es war ein heißer Sommer, und in Schweden hatte man großflächig ein Verbot für offenes Feuer ausgesprochen, was leider auch das Grillen verbot.

Bei fast jedem Hundespaziergang mussten wir vom Haus über ein offenes Feld gehen, bevor wir ein kleines Wäldchen erreichen konnten. Gerade auf dem offenen Gelände war die Sonneneinstrahlung extrem, aber dieser Effekt änderte sich schlagartig, wenn wir bei den ersten Bäumen ankamen. Plötzlich war es angenehm kühl (im Verhältnis zu vorher), und unsere zügigen Schritte, mit denen wir das sonnenbeschienene Gebiet möglichst schnell hinter uns lassen wollten, verlangsamten sich.

Der Wald hat diese faszinierende Wirkung, die man einfach mal erlebt haben muss.

Mein schönstes Walderlebnis

Schneebedeckte Landschaft, mittig ein einzelner kleiner Baum , rechts am Rand eine Reihe Bäume oder Büsche.Und welches war nun mein schönstes Walderlebnis?

Ehrlich gesagt, es gibt nicht das eine schönste Walderlebnis, sondern eher eine ganze Reihe davon. Denn es sind typische Situationen, die ich genieße. Zum Beispiel auf einer Bank inmitten von Bäumen zu sitzen, das Rauschen des Windes in den Baumkronen, den Vögeln beim Singen zuzuhören, und einfach die Ruhe zu genießen.

Das andere sind die auch fotografisch interessanten Sachen: Wenn die tiefstehende Sonne durch die Bäume schimmert, wenn im Herbst die rötlichen Farben entstehen und der Boden sich mit Blättern bedeckt, die bei jedem Schritt rascheln, oder wenn man mitten im Wald von Nebel überrascht wird.

Oder wenn im Winter die ganze Landschaft weiß übertüncht ist, der Schnee bei jedem Schritt knirscht und der Atem in der eiskalten Luft zu Nebel wird.

Natur pur!

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