Wenn es nach einigen Leuten im Netz geht, muss man ja heutzutage sein Privatleben offen legen, da man sonst nicht wahrgenommen wird. Das bedeutet wohl, dass man jeden Aspekt seines Lebens filmen, fotografieren, podcasten und veröffentlichen muss, und das natürlich „instant“ – sofort! Da ich mir ja endlich einen Instagram-Account gemacht habe, wird es jetzt langsam mal Zeit, den nächsten Karriereschritt anzugehen. Ich werde Insta-fluencer! Doch wie mache ich das? Muss ich dazu die Influenza bekommen, oder was?
Gottseidank habe ich heute bei Clickomania einen guten Artikel dazu entdeckt. Also gut, gehen wir’s an.
„Finde deine eigene Nische“ — Die finde ich wohl in der Leidenschaft, denn das wird als erste Voraussetzung genannt. Na gut, mit dieser Website habe ich die ja bereits dokumentiert: Die Fotografie, und nebenbei auch das Draußensein. Gibt’s das Wort eigentlich? Egal, ich bin ja Influencer, ich darf das! Und ich soll „mit einem besonders professionellen Account hervorstechen“. Hmm. Wie das geht, steht da nicht.
„Entwickle einen eigenen Stil“ — Aha. „Viel Weißraum und minimalistische Details kommen immer gut an.“ Das lässt sich doch sicher leicht mit einem WordPress-Theme erledigen. Oder meinen die die Fotos selbst? Also Highkey-Fotos mit mir als Miniatur mittendrin. Ok. Und sowas kommt an? Die Bilder sollen scharf und richtig ausgerichtet sein, der Hintergrund gut ausgewählt. Geht’s noch trivialer? Ich soll meine Aufnahmen immer auf dieselbe Weise bearbeiten. Langweilig! Obwohl, eigentlich tue ich das ja: Sinnvoller Beschnitt, S-förmige Gradationskurve, verkleinern, unscharf maskieren, fertig. Langweilig? Nö, im Gegenteil: Ich find’s schön.
„Hashtags richtig verwenden“ — Joa, ist klar. Natürlich passen meine Schlagwörter schon im Blog zum Beitrag, und in den Bilder per IPTC-Tags natürlich auch. Ob Instagram diese auswertet? Wohl kaum, das ist für die Beauties wohl zu kompliziert und daher unnötig. Oh, die richtige Sprache *vordistirnklatsch*, „deine Follower sollen deine Texte ja auch lesen können“ – wie konnte ich das nur vergessen!
„Sei aktiv“ — Hrmpf! Das ist das große Problem in diesem Blog immer wieder. Phasenweise bin ich motiviert, dann schläft wieder monatelang alles ein. Kein Wunder, dass ich kaum Leser habe und meine Werbung nicht angeklickt wird. Das ist doch mal echt ein guter Hinweis!
„Qualität statt Quantität“ — Jo, basstscho. „Drei bis maximal vier Posts am Tag sind eine gute Richtlinie.“ Oh mein Gott, habt ihr Influencer echt nix anderes zu tun? Ach so, ja, ich vergaß, das ist ja eine Lebensaufgabe. Die Uhrzeit! Interessanter Hinweis, das lässt sich bestimmt einrichten.
„Bleib du selbst“ — Das ist eh klar. Ich bin ja nicht der Theaterprofi, das ist die einzige Rolle, die ich kann: Meine eigene.
So, das war’s schon? Bin ich jetzt Influencer?