Wenn ich als Tourist nach Schweden komme, habe ich eigentlich kaum Probleme mit dem Internet. Dank des seit ein paar Jahren harmonisierten EU-Rechts kann ich mein in Deutschland bestehendes Mobilfunkkontingent problemlos auch im europäischen Ausland „abtelefonieren“. Doch sobald ich entweder mehr benötige, oder länger bleiben möchte, wird diese Kulanzregelung Schwierigkeiten machen. Dann besorge ich mir am besten eine schwedische SIM-Karte, bei der es diese Beschränkungen zumindest in Schweden nicht gibt.
Das habe ich seit vielen Jahren getan, und das einzige Problem dabei war, dass die Karte im nächsten Jahr nicht mehr aktiv war und ich mir folglich jedes Jahr eine neue beschaffen musste. Da wir seit 2020 doch häufiger in Schweden waren, konnte ich die neue Karte immer rechtzeitig durch neues Aufladen verlängern, so dass die Basiskosten diesmal nicht erneut angefallen sind.
Worum geht es hier?
Der Anschluss an die Welt
Wie in den Artikeln Es ist kompliziert und Speed bereits beschrieben, habe ich eine SIM-Karte für mobiles Internet von Tre und einen entsprechenden Router besorgt. Nachdem alles eingerichtet war, klappte das auch weitgehend störungsfrei. Im Sommer 2021 gab es zwar ein paar Aussetzer, die hoffentlich nicht von langer Dauer sind. Dennoch war das einigermaßen überraschend, denn in den vergangenen Jahren lobte ich immer wieder den guten Mobilfunkausbau in Schweden, der ganz im Gegensatz zu Deutschland mit seinen Funklöchern zu stehen schien. Hinzu kommt noch, dass man sich als Ausländer durch das notwendige Roaming mit einfach jedem schwedischen Anbieter verbinden kann. So gut haben wir es in unserem Heimatland leider nie.
Doch diesmal hakte es. Das Netz war sowohl langsam als auch gestört, immer wieder gab es Ausfallzeiten, und waren es auch nur Sekunden bis Minuten, es nervte. Das war seltsam, und noch habe ich keine Erklärung dafür.
Im Router steckte also die SIM-Karte, die auch von dessen Firmware gemanagt wird. Damit haben alle Geräte in Haus und Garten Internet per WLAN. Das Mobilfunkkontingent der Smartphones bleibt dadurch für die Fälle reserviert, in denen wir unterwegs sind, sei es die Hin- und Rückfahrt oder gelegentliche Einkäufe oder Sightseeing.
Entgegen der früheren Beobachtung funktioniert übrigens das Umschalten zwischen WLAN und Mobilfunk auch unter Android problemlos. Lediglich die Funktion „nimm Mobilfunk, wenn Internet über WLAN nicht geht“ funktioniert bei Roaming nicht. Solange das WLAN in Reichweite ist, wird es benutzt, ob es nun Internet anbietet oder nicht. Verlässt man jedoch den Bereich des WLANs, wird automatisch auf mobile Daten umgeschaltet.
Einrichtung des Routers
Das Einrichten des Routers ist verhältnismäßig einfach, unterscheidet sich aber ein wenig je nach Hersteller. Daher biete ich hier auch keine Screenshots dazu an, denn es sieht halt auch bei jedem etwas anders aus.
Über das Webinterface des Routers gelangt man mit Initialpasswort oder ganz ohne dieses in die Einstellungen. Dazu muss der Laptop nur mit dem Standard-WLAN des Routers verbunden sein. Dann wird im Browser die Standard-Adresse (namentlich oder als IP-Adresse) aufgerufen. Beide Informationen sind auf dem Etikett des Routers aufgedruckt und sollten aus Sicherheitsgründen geändert werden. Danach muss natürlich das neue WLAN wieder im Laptop eingerichtet werden, bevor dieser wieder Kontakt aufnehmen kann.
Oft wird im Webinterface des Routers ein Quick-Menü angeboten, das mit einer Handvoll Fragen die Basiseinrichtung auch ohne Fachkenntnisse schnell erledigt. Die PIN der SIM-Karte kann man eingeben, manchmal muss man es aber auch gar nicht (eine Hallon-Karte funktionierte ohne PIN, meine Karte von Tre benötigte diese). Den APN („Access Point Name“) des Anbieters muss man manchmal eingeben, er sollte aus den Informationen hervorgehen, die man im Zusammenhang mit der SIM-Karte bekommen hat.
Danach braucht der Router nur noch Strom und eine Position, an der er das Mobilfunknetz gut erreichen kann. Ich habe ihm dieses mal einen Platz an der Wand knapp unter der Decke verschafft und eine Steckdose in unmittelbarer Nähe montiert. Da kann er bleiben und seine Dienste tun, dort ist er außerhalb der Reichweite neugieriger zwei- oder vierbeiniger Mitbewohner.
Mit welcher Datenmenge muss ich rechnen?
Zu Beginn unserer Erfahrungen in Schweden habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass ausstehende Windows-Updates tunlichst noch in Deutschland erledigt werden sollten, und danach eine entsprechend lange Update-Pause eingetragen werden sollte. Für Android ist es nicht ganz so einfach, und zu iOS weiß ich leider gar nichts zu sagen.
Um es kurz zu machen: Kann man machen, muss man aber nicht. Es ist natürlich schwierig bis unmöglich, hier konkrete Empfehlungen zu geben. Zu unterschiedlich sind die Surfgewohnheiten der Menschen, als dass man diese vergleichen könnte. Es kommt sicher auch darauf an, ob den ganzen Tag YouTube oder Netflix läuft, oder ob Streamingdienste gar nicht verwendet werden.
Meine Empfehlung wäre daher, einfach mal ein Kontingent von 10 GB pro Woche und Person zu buchen und den Verbrauch im Webinterface des Routers zu beobachten. Dann bekommt man ein Gefühl für die benötigten Mengen und kann bei künftigen Aufenthalten die zu kaufende Datenmenge entsprechend anpassen.
Ist Glasfaser der bessere Weg?
Unter der Überschrift „Internet in Schweden“ darf die Erwähnung der kabelgebundenen Lösung natürlich nicht fehlen. Momentan verfüge ich noch nicht über Erfahrungswerte, aber es darf wohl vermutet werden, dass die Glasfaserleitung dem aus Deutschland bekannten „DSL“ (das es mit Kupfer oder Glasfaser gibt) recht nahe kommt.
Zu klären sind allerdings noch einige Aspekte:
- Wie hoch sind die Kosten?
- Gibt es eine Daten-Flatrate oder eine Begrenzung?
- Wie hoch ist die Anschlussgebühr?
Besonders der letzte Punkt wird im konkreten Fall eine Rolle spielen, denn aktuell gibt es keine Anbindung der Grundstücke in der Nähe, und die bisher genannten Einmalkosten liegen im Bereich vieler Tausend Kronen. Solange hier nicht dauerhaft jemand wohnt, erscheint das nicht sinnvoll. Im Falle einer Vermietung oder Eigennutzung ist ein guter und stabiler Internet-Zugang jedoch durchaus ein sinnvolles Argument. Denn so gut Mobilfunk (teilweise) auch ist, mit Glasfaser dürfte es noch um einiges besser sein.
Fazit
Insgesamt kann man sicher sagen, dass für den Urlaub oder nur kurze Aufenthalte das Mobilfunknetz auch für den Ausländer eine ausreichende Versorgung bietet. Sollte man beabsichtigen, langfristig in Schweden zu leben, könnte sich der Aufwand des Glasfaseranschlusses doch lohnen, mindestens jedoch eine schwedische SIM-Karte. Wenn das Internet für die Arbeit gebraucht wird, ist es ohnehin unerlässlich, sich etwas stabiles und dauerhaftes zu besorgen.
UPDATE: Inzwischen denke ich, dass 10 GB pro Woche für zwei Personen ausreicht (ohne Streaming). Und wenn ich nicht vergessen hätte, bei dem Firmenrechner die Updates auszusetzen, wäre das gierige Teil sicher auch mit weniger als 2 GB ausgekommen.
UPDATE 2022: Da der Anbieter „Tre“ zum Frühjahr 2022 sein Angebot von Prepaid-Karten eingestellt hat, mussten wir uns schon im Januar nach einer Alternative umsehen. Die Wahl fiel auf Telenor, aber davon abgesehen ging alles wie oben beschrieben: Alte Karte raus, neue Karte rein, starten und im Webinterface alles kontrollieren. Jetzt sind wir mit LTE (4G) online. Aber auch in diesem Sommer gab es einen Ausfall von ca. 1 Stunde, in der ich erfolglos nach einem Fehler im Router gesucht habe. Irgendwann ging’s dann wieder.