Das war alles schon mal einfacher, und das nicht nur in Deutschland. Man neigt ja dazu, Dinge, die man kennt, als „einfach“ zu bezeichnen, während Neues erstmal „kompliziert“ wirkt. Also bleiben wir bei den Fakten. Wenn ich in Deutschland eine Mobilfunkkarte haben will, bestelle ich sie „einfach“. Sie wird, nachdem ich evtl. online alle notwendigen persönlichen Daten eingegeben habe, an die angegebene Adresse geschickt. Bezahlt wird per Überweisung oder Abbuchung – fertig. Allerdings habe ich in Deutschland auch eine feste Adresse, ein Bankkonto und eine Personalausweisnummer.
Worum geht es hier?
Erster Versuch: Mobilfunkkarte
In Schweden geht das im Grunde so ähnlich, jedoch hängt hier alles an der sogenannten „personnummer“. Das ist eine eindeutige Nummer, die jeden Menschen identifiziert. Sie besteht im wesentlichen aus dem Geburtsdatum und ein paar weiteren Ziffern (wie auch immer die zustande kommen). Man kann sie sich als eine Kombination aus Personalausweis-Nummer und Sozialversicherungsnummer vorstellen. Ohne diese „personnummer“ geht hier in Schweden fast nichts. Dennoch muss man als Europäer keineswegs unter der Brücke schlafen, man kann natürlich alles auch mit ec- oder Kreditkarte bezahlen, inzwischen sogar besser als mit Bargeld. Der einzige Nachteil daran sind die Umrechnungsgebühren, die sich die Bank jeweils für die unsägliche Arbeit genehmigt, Schwedische Kronen in Euro umzurechnen. Das muss sooo kompliziert sein, dass Heerscharen von Büroangestellten ihre Bleistifte spitzen und auf das Zehntel Cent genau ausrechnen, wie viel Aufwand diese Umrechnung erfordert, einschließlich des Aufwands zur Berechnung dieses Aufwands. Was soll man auch anders machen, so als arme Bank muss man ja sehen, wo man bleibt. All diese Online-Konkurrenz, die ohne teure Filialen auskommt und kostenlose Kontoführung anbietet – Unverschämtheit!
Nun könnte der naive Bürger ja denken, das müsste auch alles etwas einfacher gehen. Warum muss ich einen Betrag, der in Schwedischen Kronen fakturiert wird, überhaupt in Euro bezahlen? Geld ist Geld, auf dem Konto sind’s eh nur Zahlen, und es geht alles über Computer. Wo also ist das Problem? Oder besser gesagt, welches künstliche Problem wurde hier erfunden, das nicht längst hätte gelöst werden können, wenn man denn gewollt hätte?
Aber wir wollten ja bei den Fakten bleiben. Der erste Versuch auf dem Weg zu einer dauerhaften (oder zumindest längerfristigen bzw. häufigeren) Anwesenheit hier war die Idee, eine Prepaid-SIM-Karte zu beschaffen (auf Schwedisch heißt das „kontantkort“). Diese sollte einigermaßen kostengünstig sein und vor allem nach Bedarf aufgeladen werden können. Der Anbieter Hallon.se hat dazu mit 100 GB für 349 SEK ein gutes Angebot. Leider kann ich die Karte online nur bestellen wenn ich – ihr werdet es erraten haben – eine „personnummer“ habe.
Na gut. Vor ein paar Jahren bin ich ganz einfach in einen Telia-Shop gegangen und habe dort gegen Vorlage meines deutschen Personalausweises eine Prepaid-Karte bekommen. Guthaben konnte ich einfach so irgendwo kaufen und durch Codeeingabe draufladen. Heute nun hätte ich zwar theoretisch eine Hallon-Karte z.B. im Tabakwarenladen am Stora Torget in Ljungby bekommen können, doch Guthaben konnte man mir dort nicht verkaufen. Auch für Auskünfte zum weiteren Prozedere war man nicht übermäßig kompetent, glaubte sogar, ich würde einen speziellen Hallon-Router benötigen! Damit war’s das vorerst. Am Montag werden wir zu Elgiganten gehen, das ist ein Technik-Fachmarkt, in dem nach Empfehlung der Tourist-Information mit einer kompetenteren Beratung zu rechnen sei.
Zweiter Versuch: Bankverbindung
Denn wie oben bereits dargelegt, erscheint es sinnvoll, eine lokale Kontoverbindung zu haben. Das Haus erfordert gelegentliche Zahlungen, und spätere Mieteinnahmen könnten dann auch direkt dorthin überwiesen werden. Außerdem war im Internet zu lesen, dass mit einer Bankverbindung die Sache mit der Personen-Nummer auch einfacher sei. Banken leben von Kunden, denkt man sich, da sollten sie doch sicher froh sein, wenn der Kunde freiwillig in die Filiale marschiert und dort ein Konto eröffnen will. Doch weit gefehlt. Auf Anraten des Maklers suchten wir zunächst die „Handelsbanken“ auf.
Oh je, Sie wollen ein Konto? Wir haben soooo eine lange Warteliste, und außerdem ist gerade Urlaubszeit, und fast alle Berater sind weg, und außerdem haben Sie ja keine Personnummer! Also ob das die nächsten zwei Wochen noch was wird – vielleicht könnten Sie in der zweiten Augusthälfte nochmal wieder kommen? Wohlgemerkt sagte er das, nachdem wir erwähnten, dass wir nur bis Mitte August hier seien.
Naheliegenderweise stellten wir die Frage, ob wir denn den Prozess durch Vorlage unserer Ausweise und des Kaufvertrages schon jetzt starten könnten, um später dann, wenn wir erneut in Schweden seien, diesen dann fortzusetzen und weitere Unterlagen (Bestätigung der Hausbank in Deutschland, Heiratsurkunde, etc.) vorzulegen. Wir könnten allerhöchstens das Antragsformular ausfüllen, mit dem wir uns einen Platz auf der Warteliste erbitten könnten. Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars, zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars, … tirilihi
Nummer Drei: Personnummer
Wenn denn alles an diesen paar Ziffern hängen soll, dann stellt sich logischerweise die Frage, wie man so ein Ding bekommt. Die Zuständigkeit ist schnell geklärt, es ist das Skatteverket (Finanzamt). Doch – wen wundert’s – auch dies ist nicht so einfach. Zusammengefasst müsste man in der überwiegenden Zeit in Schweden wohnen, nicht nur ab und zu mal zum Urlaub. Konkret gesagt mehr als die Hälfte des Jahres also. Und da in Schweden fast alles inzwischen bargeldlos abgewickelt wird und Datenschutz nach deutscher Vorstellung sowieso eine komplette Illusion ist, besteht auch keine große Hoffnung, dies einfach nur behaupten zu können, aber nicht wirklich zu machen.
Tja, so wie es aussieht, bleiben wir trotz Grundbesitzes also vorerst doch Touristen.