(K)eine Kunst (mehr)

Nachdem die dOCUMENTA(13) vorüber ist, mag so mancher von uns in ein künstlerisches Loch gefallen sein. Fast schlagartig war Kassel eben nur noch Kassel, die Erinnerung an 100 Tage Weltstadtfeeling scheint längst verblasst. Doch die Weltkunstausstellung hat schon seit längerem ihre Spuren in der Stadt hinterlassen, und das auf lange Zeit. Manches davon kennt man, anderes wird überrascht zur Kenntnis genommen, wenn der Blick fernab des Tagesgeschäfts mal darauf fällt.

860.000 Besucher in 100 Tagen! Ob sich Arnold Bode im Jahre 1955 diesen Erfolg hätte träumen lassen, als er die erste documenta in’s Leben rief? Wer hätte vor über 55 Jahren gedacht, dass Wikipedia in der Zukunft einmal schreiben würde, „die documenta ist die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst“? Wer hätte 1955 gedacht, dass es so etwas wie die Wikipedia oder auch nur das Internet überhaupt einmal geben würde, hatte doch IBM seinerzeit noch die Losung ausgegeben, 5 Computer seien genug für die ganze Welt! So viel hat sich in diesen Jahren verändert, und das gilt nicht nur für das Ambiente, sondern auch für die Künstler selbst. Da gab es bei der regelmäßigen Reinigung des Aschrott-Brunnens durch den Künstler einen Lacher, als er ein Foto seiner selbst aus den frühen documenta-Jahren zeigte, mit vollem Haar und ebensolchem Bart. Das sieht heute natürlich ganz anders aus.

Bode hatte die documenta gar nicht als regelmäßige Ausstellung vorgesehen, sondern eher als eine Plattform, um über die verlorengeglaubte Kunst der vergangenen Jahrzehnte zu reflektieren. Schließlich hatten die Nationalsozialisten gewisse Schwierigkeiten mit der freidenkerischen Einstellung der Künstler, was dann (aus deren Sicht folgerichtig) zu vielen Verboten führte.

Verlorene Kunst

In gewisser Weise befinden wir uns nach einer documenta in einer ähnlichen Situation. Auch hier geht es um verlorene Kunst, wenn das auch diesmal weniger tragisch ist und nicht mit persönlichen Schicksalen einhergeht. Insofern soll mitnichten eine Parallele zur Nazi-Zeit gezogen werden. Dennoch, verlorene Kunst ist es allemal.

Daher habe ich mich aufgemacht und die damals von mir in Google Maps gesammelten Standorte aufgesucht und meine Berichte nochmal durchgesehen. Diese Reihe soll zeigen, was ein halbes Jahr nach dem Ende der dOCUMENTA(13) an genau den Stellen steht, wo damals Kunstwerke standen.

Gewonnene Kunst

Aber die Stadt hat auch Kunstwerke gewonnen, nämlich die, die nach dem Ende angekauft wurden. Auch diese Kunstwerke sollen zur Sprache kommen, was natürlich auch die Bildsprache einschließt, und auch die Positionsangaben, jedenfalls solange die Asteroiden unsere GPS-Satelliten in Ruhe lassen.

Also lass dich überraschen …

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