Treuepunkte

Ich habe größtes Verständnis dafür, dass nach anderthalb Jahren pandemiebedingter Einschränkungen gewisse Geschäfte nicht mehr so gut laufen. Das betrifft nicht nur persönliche Dienstleistungen wie Masseure, die verständlicherweise nicht kontaktlos arbeiten können. Auch Männer im Baumarkt sind seltener geworden, vielleicht die einzige Situation, in denen diese von dem Begriff „Einkaufsbummel“ nicht sofort in die Flucht geschlagen werden.

Sammelwut

SammelfigurenMan fragt sich allerdings, was in den Köpfen von Vertrieblern los ist, die klassische Anreizkonzepte immer noch unverändert anzuwenden scheinen. Mich jedenfalls können Treuepunkte nicht locken. Ich rede dabei nicht von den branchenübergreifenden Konzepten wie Payback. Diese haben zwar aus rein schnäppchenjägerischer Sicht gewisse Vorteile, wecken aber auch starke Bedenken im Hinblick auf die Datensammelwut. Nein, ich beziehe mich hier nur auf die Treuepunkte einzelner Anbieter, die man bekommt, wenn man eben dort (und nirgends sonst) möglichst viel bestellt. In gewisser Weise ein „Du sollst keine anderen Götzen haben neben mir“ des modernen Geschäftslebens.

Doch wer käme in den Genuss solcher Rabattaktionen? Jemand, der unzählige gleichartige Artikel sammelt? Herr-der-Ringe-Figuren? Gartenzwerge? Das dürfte zwar nicht unbedingt selten vorkommen, aber auf die Masse gesehen den Verlust durch die Laufkundschaft kaum aufwiegen.

Kommst du noch mit rauf? Ich zeig dir meine Taschenlampensammlung!

Immerhin zählt das Sammeln von Schraubendrehern oder Taschenlampen in allen verfügbaren Farben nicht gerade zu den täglichen Bedarfsgütern! Deren Beschaffung steht naturgemäß im Vordergrund. Diese Triage ist schon deshalb unbedingt notwendig, da viele Leute (insbesondere die oben genannten) starke finanzielle Einbußen hinnehmen mussten, die durch die staatlichen Programme vielleicht nur zum Teil ausgeglichen werden konnten.

Ich wiederhole also meine Frage: Welcher Kunde sollte denn in einer solch schwierigen Situation von Treuepunkten profitieren, die aus den Käufen einer einzigen Warengruppe entstehen? Wem nützt ein „drei Diamantringe zum Preis von zweien“, wenn ich mir nicht mal einen leisten kann (oder will)?

Mich jedenfalls reizen solche Treuepunkte nicht, insbesondere nach verschiedenen Erfahrungen, bei denen diese nach 1 oder 2 Jahren verfallen sind, wenn ich sie bis dahin nicht irgendwie genutzt habe. Das erzeugt zusätzlichen Stress, und den kann ich definitiv nicht gebrauchen.

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