Zappelphilipp

Zappelphilipp
Heinrich Hoffmann, Public domain, via Wikimedia Commons

Schon zu Kinderzeiten haben meine Eltern mich gern mit der Geschichte vom Zappelphilipp aufgezogen. Ich konnte einfach nicht ruhig am Tisch sitzen. Dauernd musste ich mich bewegen. Heute würden viele Eltern wahrscheinlich hochtrabende Namen wie „Vegetative Dystonie“, „Restless-Legs-Syndrome“ oder „ADHS“ heranziehen und im Freundeskreis mit dieser tollen Krankheit ihres Kindes angeben. Damals war’s einfach nur ein nerviges kleines Kind, das (vermeintlich) nicht stillsitzen wollte.

Das Zappeln hat sich leider bis heute nicht geändert, und das ist gerade beim Fotografieren natürlich eine außerordentliche Herausforderung. Da helfen auch bösartige Geschichten von Heinrich Hoffmann nichts, denn alles Wegdiskutieren hilft nicht, wenn die Fotos oder Videos verwackelt sind. Außer vielleicht ich wollte das so.

Bei Fotos kann man wenigstens in Grenzen noch was machen. Eine hinreichend kurze Verschlusszeit vermag auch das schlimmste Wackeln einzudämmen, und Cameras oder Objektive mit eingebauter Bildstabilisierung sind ebenfalls eine große Hilfe, auch bei Videos. Bei letzteren sieht das allerdings etwas anders aus, denn hier geht es nicht um das einzelne Bild und die Frage, ob es verwackelt ist oder nicht. Die Bildsequenz ist es, die den Gesamteindruck eines Films ausmacht, und wenn von Bild zu Bild immer etwas geringfügig anderes zu sehen ist, wirkt der ganze Film unruhig. Das ist bestenfalls noch für bestimmte Filme interessant, wo die wackelige Cameraführung den Eindruck erwecken soll, dass der rasende Reporter den Täter verfolgt. Aber auf Dauer sollte man sowas nicht machen.

Im Web ist immer wieder zu lesen, dass aktuelle Smartphones schon von Hause aus über eine recht gute Bildstabilisierung verfügen. Es gebe allerdings Unterschiede bezüglich der Hersteller. Meine Versuche mit dem „LG G7 Thinq“ haben jedenfalls ergeben, dass LG entweder zu den Herstellern gehört, die das nicht besonders gut können, oder ich zappele einfach doch zu viel. Jedenfalls ist das nicht das, was ich erwartet hätte:

Was also tun, wenn man ein notorischer Zappelphilipp ist?

Die Lösung: Ein Gimbal

Ein Gimbal ist ein Gerät, das die Camera oder das Smartphone stabilisiert. Man hält den (oder das) Gimbal in der Hand, während z.B. das Smartie in diesen eingeklemmt ist. Durch die kardanische Aufhängung kann das Smartie immer in die gleiche Richtung zeigen, auch wenn die haltende Hand sich etwas bewegt. Je nach Modus kann die Camera auch der Handbewegung folgen, aber deutlich „softer“. Ich werde bei Gelegenheit mal ein Video aufnehmen, in dem ich die beiden Situationen vergleiche.

Inzwischen habe ich mich für den DJI OM4 entschieden, den es je nach Verfügbarkeit auch von Amazon Warehouse etwas günstiger als oben angegeben gibt. Gegenüber den Beschreibungen im Netz gibt es in Verbindung mit einem Android-Smartphone jedoch mindestens die folgenden Einschränkungen:

  • Der Modus „Zeitlupe“ ist laut YouTube-Videos im Menü zwischen „Video“ und „Dynamic Zoom, jedoch nicht unter Android zu sehen
  • Videos im 1080p-Modus können nur mit 30fps aufgenommen werden, die Einstellung 60 fps ist gesperrt
  • Fotos und Videos im 4k-Modus gehen gar nicht

Und der Modus „Dynamic Zoom“ (andernorts wird sowas auch „Dolly Shot“ genannt) ist zumindest nach meiner bisherigen Erfahrung etwas unbefriedigend. Das werde ich aber mit etwas mehr Platz noch mal testen.

Und bei meinen „normalen“ Videos schreibe ich in die Videobeschreibung jeweils dazu, mit welcher Technik dieses aufgenommen wurde.

Weiter geht’s in Zappelphilipp die Zweite.

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