Bearbeiten oder nicht?

Das unbearbeitete Original

Zu Analogzeiten … wie das klingt, so als ob ich ein alter Mann wäre! Also, zu Analogzeiten bestand „Bildbearbeitung“ im Grunde nur aus der Auswahl. Wie bei Aschenputtel: Die guten ins Album, die schlechten in die Rundablage. Das ist ein Prinzip, das viele Menschen im digitalen Zeitalter offenbar vergessen haben, aber darum geht es mir im Moment nicht.

Dann kam die Digitalzeit, und aus dem – so paradox es klingt – analogen „0 oder 1“-Prinzip wurde ein kategorisches „das geht alles“. Alles wurde hochgeladen, so wie es kam, so ging es dahin, wo es alle sehen konnten. Foto-Community, Bildagentur, was auch immer. Und wenn es nicht gelobt wurde, war der andere doof, hat die eigene Genialität einfach nicht verstanden. Siehe Kategorie Fotoclubs.

Nachdem ich die Bildbearbeitung entdeckt hatte, habe ich natürlich viel bearbeitet, manchmal auch zu viel. Extreme Farben, extreme Kontraste, viel nützt viel. Nachdem Mein Nachbar Kurt inzwischen wiederauferstanden ist, empfehle ich dies gerne als Literatur zu diesem Thema.

Doch irgendwann war die Luft raus. Eine Zeit lang habe ich mich absichtlich vor der Bildbearbeitung gedrückt. Nachdem ich auf den Auslöser gedrückt habe, verwendete ich das Bild einfach nicht. „0 oder 1“, wie es sich in der digitalen Welt gehört. Doch das ist im Grunde nur das andere Extrem und auch keineswegs immer so schön. Denn manche Bilder muss man doch bearbeiten.

So wie dieses, denke ich. Oben seht ihr das Bild „out of the box“, das mir einfach nicht gefallen hat. Die Szene in der Realität war durchaus etwas farbiger und auch leicht kontrastreicher, aber die Camera hat’s einfach nicht verstanden. Also mache ich es so, wie ich es vor meinem inneren Auge empfunden habe. Zwar entspricht das ebenfalls nicht der Realität, aber das Lichtspiel kommt so viel besser zum Ausdruck. Jedenfalls finde ich das. Was meint ihr?

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