Seltsam, was einem so durch den Kopf geht, wenn man beim Arzt etwas länger warten muss. Zwar völlig unmedizinisch, aber dennoch fesselnd.
Im Grunde hat es auch Vorteile, Kassenpatient zu sein. Im Wartezimmer liegt zwar viel Müll herum (damit meine ich die Zeitschriften, nicht die Patienten), aber ein paar Goldstücke sind doch darunter. Mit der Frau im Spiegel oder der Autobild kann mich niemand locken, aber wenn ich eine Geo finde, muss man mich schon mit Gewalt davon losreißen. Ich hätte niemals die Zeit, diese oder die Mare im Abonnement vollständig zu lesen, auch wenn mich die Themen darin oft faszinieren. Seit ich das entdeckt habe, genieße ich die Wartezeit, anstatt über die Ungleichbehandlung zwischen Privat- und Kassenpatienten zu lamentieren, die ich sowieso nicht ändern kann. Am Rande sei angemerkt, dass dies bei dem Arzt, dessen Fußboden mich zu diesem Artikel inspiriert hat, gar nicht der Fall ist.
Doch dann wird man aus der gemütlichen Ruhe des Wartezimmers herausgerissen, nur um auf einem Stuhl in einem anderen Raum nochmal eine halbe Stunde warten zu müssen. Ohne Zeitschrift. Langweilig. Mein Blick schweift durch den Raum. Lustige Poster an den Wänden, manchmal auch künstlerisch angehaucht, oder sogar fotografische Eigenkreationen des Arztes selbst dienen der Auflockerung, fesseln mich aber selten länger als wenige Minuten.
Und dann ist da dieser Spalt. Er gehört da nicht hin, eine unerklärliche Stelle im ansonsten glatten Linoleum. Gut, es hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Streifen und Riefen kreuz und quer auf der Fläche, und in regelmäßigen Abständen eine Fuge, die mit irgendetwas aufgefüllt wurde. So macht man das im Handwerk.
Am Anfang sah bestimmt noch alles gut aus, aber jetzt ist da dieser Spalt. Der gehört da nicht hin, er stört die Harmonie. Das Raum-Zeit-Kontinuum hat einen Schaden. Wird das jemals wieder repariert werden können? Brauchen wir den Doktor mit seinem Schallschraubenzieher?
Wie konnte das nur passieren?
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