Auf Sonnenschein folgt Regen

Eiszeiten gab es in der erdgeschichtlichen Vergangenheit des Öfteren, und sie dauerten jeweils zwischen 2 und 300 Millionen Jahren (Wikipedia). Das ist schon ein ordentlicher Zeitraum. Bei einem Wetterwechsel innerhalb von Wochen oder Monaten von einer Eiszeit zu sprechen, wäre also in etwa so idiotisch wie das Anzünden einer Kerze mit einem Großbrand durch Brandstiftung gleichzusetzen.

Aber heutzutage ist ja alles um so willkommener, je reißerischer es formuliert wird. Und die Auguren kriechen zahlreich aus ihren Löchern und wissen heute ganz genau, was morgen kommen wird, und sie können übermorgen zielsicher erklären, warum es ganz anders kommen musste, als sie gestern – natürlich nicht – gesagt hatten. Sie hatten selbstverständlich Recht mit dem, was sie sagten, wir dummes Volk haben sie einfach nur missverstanden.

Auf Sonnenschein folgt Regen, auf Regen folgt Sonnenschein.
– Lügfix, aus: Asterix, Der Seher

Dabei gibt es einen leicht erkennbaren Unterschied: Dürre ist irgendwas mit Wasser, aber zu wenig davon. Hitze ist Temperatur, und zwar zu viel davon, Kälte ist auch Temperatur, aber wiederum zu wenig. Jedenfalls gilt letzteres nach allen bislang erfundenen Temperaturskalen. Ich kenne jedenfalls keine, bei der es umgekehrt wäre.

Physikalisch ist also Dürre und Hitze keineswegs das selbe, was jeder wissen sollte, der in der Schule aufgepasst hat oder mal in einem Naturkundemuseum war. Dort gibt es oft abgetrennte Bereiche, in denen es auch tropisches Klima zu erleben gibt, wo es warm und feucht zugleich ist. Selbst unter der Dusche kommen Hitze und Feuchtigkeit gleichzeitig vor, weil beides durch das heiße Wasser hervorgerufen wird. Es ist also keineswegs nur irgendein obskures Laborexperiment. Natürlich gibt es auch Hitze und Trockenheit gleichzeitig am gleichen Ort, sonst gäbe es keine Wüstengebiete. Aber es ist halt nicht immer so.

Ihr könntet natürlich auch einwenden, Wüsten seien völlig normal, während der tropische Regenwald eine Erfindung der Chinesen sei, genau wie die Gravitation. Das wäre aber Blödsinn.

Ein kleiner Urlaubstipp am Rande: Randers Regnskov (Website, GPS) ist eine Reise wert. Randers (gesprochen „Ranners“) ist eine Hafenstadt in Ost-Jütland, Dänemark, mit etwas über 60.000 Einwohnern. Der „Regenwald“ (dänisch „regnskov“, gesprochen „rainskau“) umfasst mehrere Kuppeln mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sowie den zugehörigen Tier- und Pflanzenarten. Dort kann man erleben, dass Hitze und Trockenheit keineswegs immer gemeinsam auftreten müssen, dass Feuchtigkeit und Temperatur tatsächlich zwei unterschiedliche physikalische Eigenschaften sind. Die Wärme macht dem Objektiv der Camera kaum etwas aus, aber die schlagartige Änderung der Luftfeuchtigkeit, wenn man von einer Kuppel zur nächsten geht, lässt das Glas zunächst beschlagen. Bis sich alles akklimatisiert hat, können schon ein paar Minuten vergehen.

So schnell ändert sich das Klima in der Realität natürlich nicht. „Klima“ ist ohnehin ein Begriff, der die längerfristigen Aspekte betrifft. Dagegen ist „Wetter“ das, was wir täglich erleben. Auch das ist keineswegs dasselbe. Wenn das Wetter also von einem auf den anderen Tag zwischen sonnig-warm und bewölkt-regnerisch wechselt, ist das kein Klimawandel, sondern ein Wetterwechsel. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Klima zu tun. Klima hingegen ist das, was sich auf lange Sicht entwickelt und evtl. auch verändert.

Tja, und was können wir nun tun? Ist der „kleine Mann auf der Straße“ (was die „kleine Frau auf der Straße“ aus meiner Sicht ausdrücklich mit einbeziehen sollte, gendern ist ja wieder „in“) hilflos, oder kann er (oder sie) einfach mal auf den SUV verzichten und vielleicht einen Elektrowagen oder wenigstens einen Hybriden fahren? Hilft Strom überhaupt dabei, Diesel- und Benzinabgase zu reduzieren, oder wird die massive Stromerzeugung durch Kohleverbrennung (das Thema ist hochaktuell, siehe Hambacher Forst!) und Atomkraftwerke alles am Ende nur noch schlimmer machen?

Warten wir’s ab. Das mit dem Klima hat ja Zeit, das ist ja eher eine längerfristige Angelegenheit. Es besteht also kein Grund zur Eile. Und wenn es dann zu spät ist, können wir immer noch sagen, das hätte doch keiner ahnen können.