Schloss Krumbach

Schloss Krumbach – oder, wie wir uns einig waren, „Grummelbach“ – ist eigentlich ein cooles Gebäude, das in der Anlage mehr verspricht, als der Betreiber im Moment halten kann. „Da fehlen noch so zwei oder drei Generationen“, wie meine liebe Frau treffend formulierte. Die Frage ist zuallererst, was man von einem Hotel mit Restaurant dieser Preisklasse erwartet. Das Einzelzimmer „Standard“ kostet 83,50 € pro Nacht mit Frühstück und abendlichem 3-Gänge-Menü, selbiges im Hochschloss 104,50 €. Diverse Suiten und Doppelzimmer sind naturgemäß noch teurer.

Schloss Krumbach

Schloss Krumbach

Der Blick über die Bucklige Welt hat schon was. Leider habe ich davon kein Foto gemacht. Stattdessen schlage ich einen Besuch auf der verlinkten Website vor.

Das Gemäuer der Burg zu erkunden ist ebenfalls eine spannende Angelegenheit. Hoch und runter, links und rechts, Treppen über Treppen. Eine Millionen Treppen lassen den Gast mit dem Gefühl eines alten Schlosses zurück, in dem ein Gespenst des Nachts sein Unwesen treibt. Man fühlt sich verloren, verspürt leise Angst, man könnte alsbald selbst zum Schlossgeist werden, und ist doch in dem Bewusstsein unterwegs, dank der neuzeitlichen Ausrüstung jederzeit einen (Not-)Ausgang finden zu können. Lustig wurde es, als ich eine Außentür durchschritt, die, zunächst offen, dann durch den Wind zufiel. Oh Graus! Höhere Mächte sperren mich aus! Dumm gelaufen, denn von außen ist nur mehr ein Knopf vorhanden, keine Klinke. Also rund um das Schloss laufen, bis die nächste offene Tür zu finden ist.

Diverse Utensilien aus vermeintlich alter Zeit stehen in dem weitgehend frei begehbaren Schloss und seinem modernen Anbau herum. Sogar ein nachträglich an- (jedoch nicht ein-) gebauter Mini-Lift führt in den als „Hochschloss“ bezeichneten Teil mit den teureren Zimmern. Der Lift steht als Turm mit quadratischer Grundfläche im Innenhof. Seine wahre Bedeutung bleibt durch sein Exoskelett, ein Holzgerüst, an dem sich Pflanzen hochranken, zunächst verborgen. Eine wirklich gelungene Integration, die durch Anpassung an das Erwartete quasi unsichtbar wird. Eingefügt in die vorgefundene Baustruktur ist die Installation nur noch für das wahrhaft sehende Auge in seiner ursprünglichen Form erkennbar. Aber wir wollen nicht politisch werden.

Kommt man in das Restaurant, empfindet man sich zunächst als underdressed. Edles Gestühl, die Bedienung in Schwarz-Weiß (man könnte es Livreé nennen), auf den ersten Blick wirkt es wie ein Sterne-Restaurant. Doch dieser Eindruck zerfällt bei näherem Hinschauen schnell in Atome, auch wenn der Kellner nach jedem Gang „hat’s geschmeckt?“ fragt. Die Antwort will ohnehin kaum jemand hören. Ein Kellner in einem 4-Sterne-Restaurant wiederum wüsste, es hat geschmeckt, er brauchte es nicht zu erfragen. Der Gast wäre von sich aus voll des Lobes, es sprudelte gewissermaßen aus ihm heraus, er könnte nicht anhalten, dem Küchenchef nach jedem Bissen stehende Ovationen zu erbringen. Wenigstens aber nach jedem zweiten.

Auch das restliche Ambiente des Restaurants wirkt nur auf den ersten Blick edel. Die Bilder an der Wand, die von ihren protzigen Rahmen und der zu üppigen und sporadisch nicht funktionierenden Individualbeleuchtung gerade zu erschlagen werden, sowie die ungeputzten Fenster lassen von dem anfänglich positiven Eindruck nicht mehr viel übrig. Einige Rahmungen schneiden sogar wesentliche Bildteile ab, die der Künstler sicher nicht zu malen vergessen hat. Eine Dorfszene mit einem halben Kirchturm wirkt einfach nicht mehr. Es ist wohl der fette „Goldrahmen“ (wohl bestenfalls Messing, oder Holz mit entsprechendem Farbauftrag), der dem Bild zu wenig Raum lässt – oder von ihm ablenken soll. Insgesamt sind es einfach zu viele unterschiedliche Bilder, es scheint, als habe man zwanghaft jede noch so kleine Wand bedecken wollen.

Die Bar wiederum ist eine Enttäuschung. Zwar gemütlich und etwas schummerig, aber stark verräuchert, wodurch sie nicht zum Verweilen einlädt. Es sind Installationen für die Entlüftung zu erkennen, aber diese sind entweder unterdimensioniert oder außer Betrieb.

Und das Essen? Nun ja, formulieren wir es mal so: Schön, dass es ein Buffet war, und dass es Warmhaltebehältnisse gab. Jedoch mag es hilfreich sein, letztere auch zu beheizen. Lauwarmes Gemüse, trockener Fisch, labberige Kroketten und nicht vorgeheizte Teller hinterlassen einen nicht allzu positiven kulinarischen Eindruck.

Zum Frühstück gab es dann ebenfalls ein Buffet, aber mit Kaffee aus einer Nescafé-Maschine. In Österreich, dem Land, das sich auf seine Kaffeekultur zu Recht einiges einbildet – unvorstellbar!

Schloss Krumbach – gute Anlage, gute Ideen, aber halbherzig umgesetzt, so lautet mein persönliches Fazit.