Ab in die Dunkelheit

Nachdem ich nun endlich die Blu-Ray von „Star Trek: Into Darkness“ erhalten habe, nehme ich mir die Freiheit heraus, auch mal über das neueste Elaborat zu lästern. Wer den Film noch nicht gesehen hat und sich lieber überraschen lassen möchte, möge jetzt vielleicht nicht weiterlesen. Oder doch, es könnte Zeit sparen.

Was war das für eine Zeit, als Schwarze und Frauen in tragenden Rollen noch eine Seltenheit, ja fast ein Skandal waren! Eine Zeit, in der Lieutenant Uhura auf der Brücke (also dem Kommandostand) der Enterprise Fernsehgeschichte schreiben durfte! So wenig sie auch tun durfte („Kanal ist offen, Captain, Sie können sprechen!“), ihre bloße Anwesenheit war schon faszinierend. Eine Zeit, in der ein Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau (Kirk und Uhura) durch einen dramaturgischen Trick entschärft werden musste, da man andernfalls hätte befürchten müssen, das Publikum ob dieser Unart zu erzürnen?

Das alles passierte tatsächlich schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Gene Roddenberry die allererste Star-Trek-Serie für das Fernsehen entwarf und produzierte. Sehr viel ist seit damals geschehen. Partnerschaften und sogar Ehen zwischen Schwarz und Weiß sind für uns heute keine Besonderheit mehr. Selbst gleichgeschlechtliche Partnerschaften (und Ehen!) beginnen langsam zur „Normalität“ zu werden, sogar in der Politik. Was auch immer „normal“ unter solchen Umständen bedeuten mag. Normal ist, wenn es alle machen? Gut, das gilt in gewisser Weise heute auch für die Enterprise.

Denn leider beginnt auch Raumschiff Enterprise zur Normalität zu werden, was bedeutet, dass es zu einem Ballerspiel im Weltraum verkommt. Kaum noch Revolutionäres ist zu sehen, und nicht einmal eine blonde Schönheit in Unterwäsche kann man noch spektakulär nennen. Da zeigen manche Charaktere schon in normalen Serien deutlich mehr. Natürlich brachte es den beabsichtigten Skandal ein, die Amis beschweren sich ja fast routinemäßig über nackte Haut, während harte Gewalt dort völlig normal zu sein scheint. Normal ist, wenn … aber gut. Immerhin taugt die Szene vielleicht als Aufhänger für eine spätere Affäre zwischen James und Carol, die in der originalen Zeitlinie tatsächlich mal ein Paar waren. Inhaltlich bringt sie in diesem Film jedoch nichts. Aber halt! Nicht dass ich mich darüber beschweren wollte! Alice Eve als Carol Marcus sieht in ihren Dessous schnuckelig aus, die junge Uhura (Zoe Saldana) in dem hautengen Dress ebenfalls, und wenn ich meine Mädels frage, kommen auch Kirk (Chris Pine) und Spock (Zachary Quinto) ganz gut dabei weg. Na ja, hauteng war ja bei Star Trek in den letzten Jahren so einiges, es sei nur an Seven of Nine, Kira Nerys und T’Pol erinnert.

McCoy (Karl Urban) wirkt eigentlich schon viel zu alt und Scotty (Simon Pegg) ist irgendwie auch nicht so richtig getroffen worden, aber das macht nichts. Es ist ja eine alternative Zeitlinie. Das haben sie im vorherigen Film ganz clever hinbekommen. So entstehen künstlerische Freiheiten, die man nicht extra einzeln erklären muss. Und man kann alle alten Geschichten nochmal von vorn erzählen.

So alternativ die Zeitlinie ist, kann man ruhig ein paar mal mehr draufhauen (Kirk), was zwar nicht unbedingt gerecht, aber vielleicht verständlich ist. Immerhin wurde sein Lieblings-Admiral, dem er alles zu verdanken hat, kurz zuvor ermordet. Und außerdem steckt es der Bösewicht Harriman (Benedict Cumberbatch), der sich später als der gar nicht mehr so indisch anmutende Khan Noonian Singh entpuppt, locker weg. Ein selbstgerechter Admiral meint, nur er könne die Sternenflotte gegen das Böse da draußen beschützen und seine Tochter wendet sich politisch korrekt und pflichtgemäß peinlichst berührt von ihm ab. Am Ende sind alle glücklich und abgesehen von den Bösewichten sind fast alle Hauptdarsteller froh und munter. Selbst Kirk, eigentlich schon fast tot, wird wieder zum Leben erweckt. Wie, das erzähle ich hier mal nicht, es war aber eigentlich auch keine Überraschung. Diese Szene, in der er stirbt, ist übrigens schon nett gewesen, stellt sie doch einen Spiegel zu Spocks Tod am Ende von „Der Zorn des Khan“ dar. Nur das pathetische „Ich war es immer und werde es immer sein“ hat gefehlt.

Im Weltraum also nichts Neues. Aber es ist ja auch eine alternative Zeitlinie. Und wenn die Zeit durcheinander gerät, dann kann man sich so einiges leisten. Ich bin gespannt, ob sie es irgendwann hinkriegen, den Knoten wieder aufzulösen und erstens die Zeitlinie wieder zusammen zu flicken und zweitens wieder ein wenig weg vom Ballerspiel hin zu Sozio-Fiction zu kommen. Sonst ist der Weg mit dem Titel „Into Darkness“ wirklich vorgezeichnet.

Aber egal, eigentlich bin ich doch ein Star-Trek-Fan. Live long and prosper!

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