Wenn ich in Urlaub fahre, dann habe ich in aller Regel ein klares Ziel vor Augen. Auch wenn das Ziel „der dritte Stern von links“ heißen sollte. Ein Mann muss ein Ziel haben, sonst verirrt er sich im Leben, und erst recht in der Wildnis. Dass das bei Katzen auch so sei, davon war ich bisher überzeugt. Doch eines Tages wurde ich eines besseren belehrt.
In der Hektik der Abreise hätte ich es um ein Haar vergessen: Es war der vorletzte Tag meines Aufenthaltes in Skåne, als ich nochmal mit Graulocke zusammentraf. Wir waren in den wenigen Wochen fast Freunde geworden. Wie selbstverständlich doch der Umgang mit ihr war, nachdem ich erst einmal begriffen hatte, dass sie aufgrund ihrer Erlebnisse manchmal sehr schweigsam wurde. Dann beachtete sie mich einfach nicht, aber ich verstand langsam, dass es keine böse Absicht war. Ihre Erinnerungen überwältigten sie dann, aber kurze Zeit später brach es wie ein Wasserfall aus ihr hervor und ich kam wieder mal in den Genuss einer fantastischen Erzählung.
Du hast mich doch mal gefragt, wieso ich überhaupt zur See gefahren bin, begann sie unvermittelt nach längerem Schweigen. Das war anfänglich nicht so ganz meine freiwillige Entscheidung. Nun war es raus. Ich brauchte einige Minuten, um diesen Knoten zu verdauen. Moment mal, sagte ich, du willst damit sagen, du wolltest das gar nicht? Und ich dachte immer, Katzen wären von allen Wesen auf dieser Erde die, die am ehesten über ihr eigenes Schicksal bestimmen würden.
Nein, sagte sie, ich wollte es nicht. Damals jedenfalls nicht. Und zu Anfang hatte ich auch gar nicht begriffen, wo ich da hineingeraten war.
Bereust du es, fragte ich vorsichtig. Nein, auf keinen Fall! Fast heftig kam ihre Antwort. Sie richtete sich halb auf und fauchte, lies aber ihren Schwanz locker herunter hängen. Sie war nicht wirklich wütend, wollte mir nur zeigen, dass sie es ernst meinte. Ich war mal wieder um ein Haar in einem Fettnäpfchen ausgerutscht. Doch sie kannte mich inzwischen auch etwas besser und wusste wohl, dass es bei mir nur Neugier war.
Dann verriet sie mir, was ich längst vermutet hatte. Aber davon später mehr. Vielleicht.
Wer allerdings nicht warten mag, der kann sich die Rotbart-Saga bei Amazon holen. Oder schaut mal wieder in Rotbarts Blog vorbei, ob es etwas Neues gibt.
Ein Gedanke zu „Die unfreiwillige Schiffskatze“