Nun ist es passiert: Das neue Jahr ist da!

Die Fete ist vorbei, alle hängen abgeschlafft in den Seilen. Das neue Jahr hat unwiderruflich angefangen, die Ladegeräte laufen heiß, und 1000 digitale Fotos von 3 wilden Knipsern und Knipserinnen wollen ausgesucht werden, denn jeder will natürlich eine CD mit den Highlights mit nach Hause nehmen. Ob man die jemals wieder anschaut, weiß ich nicht, aber im Digitalzeitalter gehört es doch irgendwie dazu. „Instant Photo“ B)

Während der Feier gab’s schon mal eine Zwischenbilanz in Form einer Diaschau für den Fernseher. Das Programm mit dem fantastischen, kreativen, aber wenigstens selbsterklärenden Titel MAGIX Fotos auf CD und DVD 4.5 leistet dies mit recht wenig Aufwand: Die vorab ausgesuchten und in einem Verzeichnis zusammenkopierten Fotos werden in einem Rutsch dem Programm vorgeworfen, dieses macht daraus erstmal eine Sequenz mit vorgegebener Standzeit pro Dia und Überblendeffekten. Ein paar MP3-Files lassen sich bestimmt finden, das macht die Show fetziger und damit dient diese gleichzeitig als Unterbrechung des Feteneinerleis wie auch als Fortführung der Feier mit anderen Mitteln. „Instant Video“ B)

Naja, nicht so ganz „instant“, immerhin rechnet der Rechner fast 1 Stunde daran, bis die DVD gebrannt ist. Dann aber ab in den Player, Fernseher an. Alles chillt down, und danach geht es mit frischer Kraft in die nächste Runde. Noch 4 Stunden bis Mitternacht! Man frotzelt: „Das Jahr geht aber auch nicht rum!“

Dann, endlich, eine Viertelstunde vor dem Showdown, der Hausherr geht mit konzentriertem Blick (es fällt ihm sichtlich schwer) durch alle Räume und macht eine Bestandsaufnahme aller Gäste. Wer liegt schon unter’m Tisch, wer steht noch hinreichend sicher auf den Beinen, um sich rechtzeitig einen Platz auf der Straße zu sichern, das gefüllte Sektglas in der Hand und bereit, auf Kommando anzustoßen? „Achtundzwanzig“ lautet dann schließlich das Kommando in die Küche, wo fleißige Helfer hektisch Schränke und Spülmaschine plündern, um 28 Gläser aufzutreiben, koste was es wolle. Und wenn man spülen muss. „Instant Sektglas“ B)

Während das Tablett mit den Gläsern noch vorbereitet wird, öffnet ein Verantwortlicher schonmal vorsorglich eine Reihe von Sektflaschen. Ein zweiter Verantwortlicher gesellt sich dazu, geteiltes Leid ist doppelte Freud. Natürlich muss man schnell mal probieren, ob der Sekt noch gut ist, schließlich will man ja keinen Schund anbieten. Selten werden notwendige Jobs bei einer Fete so begeistert freiwillig übernommen wie das Öffnen der Sektflaschen. Wenigstens einmal im Jahr darf man in Schicki-Micki-Manier die Korken knallen lassen. Wer fluppt am weitesten mit seinem Neujahrsgeschoss? Schade, dass es so dunkel ist. „Instant Plopping“ B)

Dann endlich der Countdown im Fernseher, das Tablett geht herum, Hände füllen sich, und dann brüllt die Meute los, dass die Straße wiederhallt: „PROSIT NEUJAHR! Schkollll!“ Ein weiterer Freiwilliger hat schon die Raketen vorbereitet und lässt pünktlich zum Synchron-Schrei die ersten Kracher losgehen. Wieder mal hat keiner daran gedacht, „statt Böller“ lieber zu spenden. Es macht einfach zu viel Spaß. „Instant Kracher“ B)

Alles fällt sich in die Arme, mal mehr, mal weniger herzlich werden die üblichen Floskeln ausgetauscht, Küsschen, Stößchen, links und rechts, alles Leid vergessen, in den Sekunden zwischen der Zeitrechnung, wo selbst Atomuhren vergessen weiterzugehen. Die werden dann, wenn alles noch schläft, heimlich korrigiert. „Instant Timing“ B)

Und was ist nun mit 2007? Wird es schlechter? Wird es besser? Oder nur anders? Wie war es vor einem Jahr, wer kennt noch seine guten Vorsätze von damals? Wen interessieren die heute noch?

Aber die alten Probleme, die sind schneller da, als man sie vergessen könnte. Nichts löst sich von selbst, und wenn, dann auf eine ganz unerwartete und meistens auch unwillkommene Weise. Wir werden also doch wieder was tun müssen. Aber nicht mehr heute. Wenn die CDs fertig sind, gehe ich ganz früh schlafen. Ein guter Vorsatz, wenigstens für diesen einen Tag. )-o

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