Löwenbändiger

Hinweisschild "Antikt Loppis ← Stängt"Gut möglich, dass es einer von denen war. Sie mögen nicht so viele Leben haben wie Katzen, aber das heißt ja nicht, dass es nicht trotzdem passiert ist. Worum es geht? Lest selbst.

Wie ihr euch vielleicht erinnern werdet, habe ich vor längerem auf einer Reise durch Skandinavien ein paar Vierpfoten getroffen, die den alten Rotbart noch persönlich gekannt hatten. Nun war es wieder soweit. Ein – wenn auch nur kurzer – Besuch in Schweden führte mich zu einem Loppis in der Nähe von Halmstad. Ich war wieder mal auf dem Weg zum Hafen, um mich für die Rückfahrt einzuschiffen, und suchte noch ein traditionelles Geschenk für einen deutschen Freund. In diesen Geschäften findet man schon mal die eine oder andere Rarität. Nur selten sind echte nautische Sachen darunter, aber alle haben irgendwie mit der Lebensart der Menschen vor Ort zu tun. Es ist faszinierend, zu sehen, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind.

„Loppis“ ist ein schwedisches Wort. Es ist die Kurzform von „loppmarknad“, was tatsächlich wörtlich mit „Flohmarkt“ übersetzbar ist. Allerdings ist ein Loppis im Gegensatz zu einem deutschen Flohmarkt hier fast immer ein Dauerangebot. Viele hier ansässige Menschen nutzen ein Nebengebäude, um ihre Sammlung herzuzeigen. Manchmal scheint es eine alte Scheune zu sein, aber auch Neubauten sind darunter. So bessern sie nicht nur ihre Rente ein wenig auf, sondern haben auch den Tag über noch etwas zu tun. Schilder wie das obige stehen an den Straßen. Man tut gut daran, den Wegweisern zu folgen, auch wenn das Wort „stängt“ eigentlich „geschlossen“ bedeutet.

Patricks Prylar ist einer von den größeren Läden, und dort ist sogar noch ein kleines Café integriert. Und genau dort spielt meine Geschichte. Meine Frau und ich betraten die Gaststube und schauten uns auch hier die vielen Kleinigkeiten an. Obwohl die meisten den Eindruck normaler Einrichtung erweckten, klebten doch manchmal kleine Zettel mit einer Preisangabe daran. Ein Durchgang führte nach draußen, und da niemand sonst im Raum war, wollten wir dort weiter nach der Wirtin suchen.

Kaum traten wir durch die Tür, ertönte ein Höllenlärm! WAUWAUWAUWAU … es wollte gar nicht aufhören. Im Gegensatz zu der Lautstärke handelte es sich um einen winzigen Hund, der seinen Job als Türsteher offenbar sehr ernst nahm. Der kleine Kerl hüpfte auf den Sesseln und dem Boden herum, soweit seine kurze Leine es erlaubte. Doch kaum hielt ich ihm die Hand hin, zog er sich schnell zurück und kläffte aus der Deckung weiter.

Es dauerte eine Weile, bis er sich einigermaßen beruhigt hatte. Wir hatten uns inzwischen an der Bar mit Kaffee und Kuchen eingedeckt und traten wieder hinaus auf die Terrasse. Immer wieder wollte der Kleine zu uns kommen, und nachdem wir gesagt hatten, dass es kein Problem sei, ließ die Wirtin die Leine etwas lockerer. Immer noch war er aber zögerlich. Erst als ich ihm einen Finger mit Vanillesauce hinhielt, kam er näher und wurde in der Folge recht zahm.

Die schnelle Vertrautheit erweckte in mir den Eindruck, dass es sich vielleicht auf magische Weise doch um eine Kreatur aus Rotbarts Umfeld gehandelt haben mag. Dennoch war das kein Vergleich zu den Katzen damals bei Gunnar. Gern hätte ich auch von dem kleinen Kerl eine Geschichte über die alten Zeiten gehört, aber entweder sind Hunde nicht so redselig wie Katzen, oder er hätte einfach noch ein wenig Zeit gebraucht. Na ja, vielleicht das nächste mal.

Die Vanillesauce hat er zwar gern genommen, aber seinen Namen hat er mir nicht genannt.

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