Kleine Fluchten

Flucht aus einem Risikoland in ein Risikoland – so könnte man diese Reise umschreiben. Verrückt daran ist, dass wir nach der Rückkehr von Risikoland „Schweden“ in Risikoland „Deutschland“ 10 Tage in häuslicher Quarantäne bleiben müssen. Würden wir allerdings die gleiche Zeit im Risikoland „Deutschland“ bleiben, wäre nichts dergleichen die Folge.

Regeln

Das klingt wie eine Rechtfertigung, und vielleicht ist es das auch. Aber erklärt mir doch bitte mal, warum das Risiko in einem Ferienhaus im Wald größer sein soll als in einem Haus mitten in einer Stadt. Abgesehen von der Reise selbst natürlich, aber die findet im eigenen Auto statt, nicht unter Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Da kuschelt man ja nicht mit Fremden und auf der Fähre haben alle freiwillig die Abstandsregeln beachtet und viele sogar Maske getragen.

Aber so ist das in der Politik: Regeln müssen einfach sein, leicht zu befolgen und leicht zu überprüfen. Also: Kommst du aus einem Risikoland nach Hause, geht’s ab in die häusliche Isolation. Oft sind solche Regeln nicht bis zum Ende durchdacht. Sonst würde eine andere Regel auch nicht lauten, dass eine Person zwei weitere zusammenwohnende besuchen darf, umgekehrt jedoch auf keinen Fall. Und dass die Deutschen Regeln keineswegs die einzigen seligmachenden sind, sieht man in Schweden. Welches von den beiden Ländern nun einen „Sonderweg“ geht, ist wohl eine Frage, wer dies betrachtet. Ich bin ja auch der Ansicht, dass die Briten auf der falschen Straßenseite fahren. Die Briten sehen das gänzlich anders.

Fahr’n fahr’n fahr’n auf der Autobahn

Mitten in der Nacht um etwa 1 Uhr ging es los. Kaum Verkehr, wenige Baustellen, alles ging recht zügig voran. Kein Aufenthalt auf einer Raststätte, nur ein paar Pausen auf Parkplätzen, weitab von anderen Menschen! Doch dann führt uns die geplante Route über Land- und Bundesstraßen von Wolfsburg nach Schleswig. Die A7 um Hamburg und Lübeck herum wollten wir vermeiden. Mitten in Meck’Pomm dann Schnee. Die von den LKWs verlorenen Eisblöcke lagen verstreut auf der Straße, was am Unterboden oft einen ordentlichen Rumms machte. Daher verlegte ich mich auf Schlangenlinien, was ein wenig zur Entschärfung beitrug.

Zwischendurch trafen wir auf einen im Graben liegenden LKW. Die Feuerwehr war gerade mit der Absperrung beschäftigt, das war aber nicht zu erkennen. Sie stand allem Anschein nach zunächst nur dumm in der Gegend herum. Die folgende Diskussion führte zu keinem befriedigendem Ergebnis, da die Feuerwehr nicht verstand, wieso wir an ihnen vorbei gefahren sind, und wir nicht, wieso wir das nicht hätten tun sollen. Erst danach wurden dann die ordentlichen blauen Lichter auf der Straße ausgelegt, wodurch erkennbar wurde, dass man hier nicht durchfahren sollte. Zur falschen Zeit am falschen Ort, das kann mal passieren.

Der Umweg kostete allerdings ziemlich viel Zeit, so dass wir letztlich gerade so pünktlich in Rostock am Fährhafen ankamen. Der zuvor durchgeführte Online-Checkin half dann aber, dort keine weitere Zeit zu verschwenden, da ja bereits alle Daten eingegeben waren. Die Organisation vor Ort war zwar von gewissen Wartezeiten und diversen automatischen Kontrollen geprägt, verlief aber ansonsten vollständig berührungslos. Keine Fragen nach dem Ziel, keine Ausweiskontrollen, keine Covid-19-Tests, kein Fiebermessen. Wären die Masken an Bord der Fähre nicht gewesen, wäre man nicht auf den Gedanken gekommen, in einer Pandemie zu leben.

Grenzfälle

In Schweden gab es diesmal zum ersten mal Grenzkontrollen, allerdings auch das nur stichprobenartig. Zumeist stand der Grenzbeamte nur grimmig schauend da. Anscheinend machten wir einen vertrauenerweckenden und vor allem gesunden Eindruck, so dass wir dann doch zügig den Hafen in Trelleborg verlassen konnten. Ein kurzer Tankstopp noch, und schon ging es weiter zum Ferienhaus.

Und hier: Schnee wohin das Auge sieht! Das nenne ich mal Winter!

Dort angekommen habe ich zunächst Heizung und Warmwasser in Gang gesetzt, denn nach 1/2 Jahr Leerstand war das Haus nicht besonders kuschelig. Auto ausräumen, heißen Kakao zubereiten und um 8 Uhr Abends schlafen gehen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Winterwald

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