Rollei Compact Traveller – ein leichtes und flexibles Reisestativ

Klein muss es sein, leicht muss es sein, und es muss alle Anforderungen abdecken, die man beim Fotografieren unterwegs hat. Aus meiner Sicht erfüllt das Rollei Compact Traveler No. I Carbon alle diese Anforderungen und ist daher ein idealer Reisebegleiter, auch wenn es mal nur eben in den Wald gehen soll.

Eins vorab: Das Stativ wurde aus Eigenmitteln beschafft, es gäbe also keinen Grund, besonders positiv zu berichten. Außer es wäre tatsächlich so :-)

Allgemeines

Es gibt das Stativ in Aluminium- und Carbon-Ausführung in den Farben Orange oder Schwarz (Carbon) und Titan (nur bei Aluminium). Wenn es um das Gewicht geht, hat Carbon mit 980 g die Nase vorn. Die Aluminium-Ausführung ist laut Amazon-Produktinfos 90 g schwerer, kostet dafür aber nur etwa 2/3 soviel. Na gut, das ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber unterwegs wiegt jedes Gramm doppelt. Ich habe mich jedenfalls für die Carbon-Version entschieden.

Im Paket enthalten ist eine Tragetasche, das für den Wechsel des Kopfes nötige Werkzeug sowie ein zweiter Satz Gummistopfen für die Füße. Letztere verhindern, dass die Spitzen im Innenraum Schäden am Fußboden verursachen, während sie leicht entfernbar sind, um draußen einen sicheren Stand zu gewährleisten.

Aufgrund seiner geringen Bauhöhe von etwa 34 cm (zusammengeschoben) passt es auch in den Rucksack hinein, jedoch sollte dies beim Kauf eines solchen berücksichtigt werden. Mit meinem (im übrigen recht günstigen) US Assault Pack Backpac gibt es jedenfalls keine Probleme.

Das „Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatte“ genannte System lässt sich auch ohne Werkzeug einfach unter die Camera schrauben und kann dort verbleiben. Zur Not tut es eine kleine Münze, um die Schraube festzuziehen, was aber eigentlich nicht notwendig ist. Aber das betrifft nur die Befestigung der Platte an der Camera. Leider bedeckt diese bei meiner Lumix DMC-FZ1000 auch die Klappe für den Akku und die Speicherkarte, so dass ich zu deren Wechsel die Schnellwechselplatte ebenfalls abmontieren muss. Das kann man zwar dem Stativ nicht ankreiden, ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber.

Obwohl das Aufsetzen auf dem Stativ recht flott geht, ist der Name „Schnellwechselplatte“ doch ein wenig irreführend, denn es ist schon einiges an Schraubarbeit erforderlich, um die Camera zu fixieren. Zwar geht das ohne Werkzeug, aber unter einem „schnellen Wechsel“ stelle ich mir etwas anderes vor und bin auch anderes gewöhnt.

Der Kugelkopf, auch wenn er verhältnismäßig klein ist, läuft er sehr gut und erlaubt ein gutes Ausrichten und Feststellen der Camera, auch wenn er manchmal doch noch etwas nachläuft. Allerdings mag ich auch nicht einige 100 Euro für einen professionellen Kopf bezahlen.

Am Kopf ist eine 360°-Winkeleinteilung aufgeprägt, was Panoramaaufnahmen gut unterstützt. Die in der Befestigungsschraube für die Schnellwechselplatte integrierte Wasserwaage ist jedoch eher als Witz zu verstehen. Ich habe den Eindruck, als ob dieses Detail beim Entwurf quasi übrig war und unbedingt noch irgendwo hin musste. Denn diese Wasserwaage zeigt nur dann überhaupt etwas nützliches an, wenn die Camera so montiert ist, dass sie nach senkrecht oben oder unten oder im Hochformat fotografieren würde. Bei normaler waagerechter Ausrichtung ist die Wasserwaage nutzlos. Da meine Lumix jedoch eine integrierte Anzeige dafür hat, ist das für mich kein Nachteil.

Dreibeinstativ

Im Dreibein-Modus befindet sich die Schnellwechselplatte je nach Auszug der Beine und der Mittelstange in maximal 146 cm Höhe, bei maximaler Spreizung der Beine ist sie 38 cm über dem Boden, was zugleich auch das Minimum ist. Stark bodennahe Aufnahmen sind dadurch leider nicht möglich, wenn man nicht zufälligerweise eine Schaufel zum Tieferlegen dabei hat :-)

Die Spreizung jedes Beins lässt sich in drei Stufen arretieren. Dadurch und durch die freie Einstellbarkeit der Beinlänge lassen sich Bodenunterschiede gut ausgleichen.

Zwischen 38 und 146 cm lässt sich also jede gewünschte Höhe erreichen und durch eine leichte Drehung arretieren. Zur Stabilisierung kann noch ein Gewicht angehängt werden, dafür ist ein stabiler Haken vorhanden. Hierfür dürfte sich ein mitgebrachter Rucksack gut eignen, ohne dass der Wanderer weiteres Gewicht mit schleppen muss. Wenn das Gewicht akzeptabel ist, kann auch ein „Bohnensack“ mit Schlaufe daran gehängt werden. Der kann dann für besagte bodennahe Fotos zum Einsatz kommen.

Die Bauhöhe ist für meine Körpergröße leider einen Ticken zu kurz geraten (oder ich zu lang), denn ich muss mich bei maximalem Auszug ein wenig bücken, um noch durch den Sucher der Lumix schauen zu können. Aber dank des ausklappbaren Monitors ist auch das kein großes Problem.

Einbeinstativ

Interessant ist, dass das Stativ sich mittels des beiliegenden Werkzeugs in wenigen Minuten umbauen lässt. Dazu muss der Stativkopf und ein Bein abgeschraubt und diese beiden Teile wieder zusammengesetzt werden. Das geht auch unterwegs ohne Schwierigkeiten. Danach hat man ein Einbeinstativ mit einem Gewicht von 430 g (einschließlich Kopf, ohne Schnellwechselplatte) und einer maximalen Auszugshöhe von 108 cm (Boden bis Schnellwechselplatte). Dieses eine Bein ist im oberen Segment mit einer Gummi-Armierung ummantelt, so dass man bei der Handhabung durch das evtl. kalte Metall keine Eisfinger bekommt. Zusätzlich lässt sich das Einbein auch in die ebenfalls dazugehörige Gürtelhalterung einsetzen, und zwar sowohl während der Benutzung als eine Art Körperstativ, als auch für den Transport in zusammengeschobenem Zustand.

Fazit

Alles in allem halte ich dieses Reisestativ für sehr gut geeignet. Wie gesagt ist der Begriff „Schnellwechselplatte“ etwas fehl am Platze, und auch die minimale Höhe von 38 cm ist bei klassischen Naturaufnahmen vielleicht die falsche Wahl. Aber das kommt sehr auf den Verwendungszweck an, und den kann nur jeder selbst festlegen. Für mich ist es jedenfalls eine gute Wahl gewesen.

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