Ein Zaun

Eigentlich ist es ja peinlich. Da kommt man als Deutscher nach Schweden, und was ist das erste Bauprojekt im neu erworbenen Ferienhaus? Richtig, ein Zaun! Warum das einerseits so seltsam ist, andererseits aber durchaus sinnvoll, soll in diesem Artikel erläutert werden.

Das Seltsame daran wird schnell klar, wenn man sich vor Augen führt, wie die Begrenzungen eines Grundstückes in Schweden häufig aussehen – wenn es überhaupt welche gibt:

Denn aufgrund des in beiden Sprachen funktionierenden Wortspiels, Schweden sei „steinreich“ („stenrik“) haben viele Leute einfach die zahlreich vorhandenen Steine gesammelt und als Begrenzungen eingesetzt. Denn auf den Äckern störten sie nur, und als Mauer erfüllten sie noch einen guten Zweck. Es gibt dazu einen guten Artikel, der etwas Licht in dieses historische Kapitel bringt.

So eine Steinmauer errichtet sich natürlich nicht von selbst. Leider ist unser Grundstück zwar ordentlich, aber keineswegs so groß, dass so viele Steine hier zu finden wären. Solche Steinmauern sind ohnehin mehr zur Information als zur echten Abwehr Fremder geeignet, denn meistens kann man recht gut darüber klettern. Unsere Motivation für einen Zaun war jedoch weniger, andere Menschen draußen zu halten, sondern unsere Hunde drinnen. Und wenn so ein Mäuerchen für ein Kleinkind vielleicht noch ausreichend ist, würde ein Hund es eher als Herausforderung ansehen. Lucy wäre die erste, die oben drauf herum spazieren würde!

Theorie …

Grundsätzlich war der Plan, einige Holzpfosten in die Erde zu rammen und daran so etwas wie einen Maschendrahtzaun zu befestigen. Theoretisch.

Ein bereits vom Vorbesitzer gesammelter Holzstoß schien dafür durchaus angemessen, vielleicht hätte er sogar genügend Material für die Zaunelemente zwischen den Pfosten geliefert. Jedoch erschien uns allen der dafür erforderliche Aufwand (entrinden, glätten, Holzschutzmittel aufbringen) zu hoch.

Also kauften wir für 3 € pro Stück entsprechende fertige Pfosten im Baumarkt. Die waren einseitig sogar angespitzt, ein kräftiger Hammer war auch vorhanden, so dass der Versenkung im Boden nichts im Wege stehen sollte. Theoretisch.

Sogar einen Schnecken-Aufsatz für die Bohrmaschine hatten wir gekauft, der helfen sollte, die Löcher in den Boden etwas bequemer zu bohren. Theoretisch.

… und Praxis

Leider hatte die Natur noch ein Wörtchen mitzureden, und deren Argumente waren ausgesprochen stichhaltig. Punkt 1: Steine. Ich hatte es ja schon erwähnt, Schweden ist steinreich, und das im wahrsten Sinne. Das war keine Gefahr für den Bohrer, denn die Steine konnten nichts stumpf machen, was vorher gar nicht scharf war. Aber störend waren sie schon.

Punkt 2 der Natur: Die Wurzeln der umgebenden Bäume sind doch etwas weiter verzweigt, als wir Stadtkinder angenommen hatten. So stießen wir im Verlaufe der 7 Bohrversuche fast jedes mal auf ein unüberwindliches Geflecht. Da die Pfosten wegen der Haltbarkeit wenigstens 1/2 m im Boden stecken sollten, ging das leider nicht.

Und zu allem Überfluss kam dann auch noch die Sonne heraus und freute sich anscheinend so sehr über unsere Versuche und vielleicht auch die fehlenden Fortschritte, dass sie uns mit ihrem Schein „beglücken“ musste.

Zusammen mit den Steinen und den Wurzeln war das nicht nur anstrengend, sondern auch reichlich frustrierend, so dass wir enttäuscht aufgaben.

Somit bleibt es vorerst bei dem transportablen Weidezaun, den die Hunde schon von anderen Häusern her kennen und gottdseidank respektieren. Denn besonders stabil oder hoch ist der auch nicht gerade.

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