Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
— Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!
Eduard Mörike
Nach -30° in Lappland ist strahlende Sonne mit +9° schon deutlich mehr. So schön der Norden auch war und ist, zu hause gibt es auch hübsche Fleckchen. Eines davon ist die Karlsaue in Kassel.
Während die Krähen sich einen stimmlichen Konkurrenzkampf leisten, versuche ich auf einer Bank am Auesee Evernote mittels Sprachaufzeichnung dazu zu bringen, meine literarischen Ergüsse zum nicht vorhandenen Papier zu bringen. Das ist schwieriger als gedacht, denn dabei muss ich zuerst denken und dann sprechen, damit das Ergebnis einigermaßen lesbar ist. Dem gegenüber kann ich beim Schreiben ständig hin und her springen, mal hier etwas ergänzen, mal dort etwas hinzufügen, einen halben Satz wieder löschen und neu schreiben. Das ist viel einfacher als druckreif ins Mikrofon zu sprechen. Und dann immer die Angst, jemand könnte hinter mir stehen und zuhören. Hören wie ich ins Mikrofon stottere (an diesem Wort ist die Diktierautomatik gescheitert), anstatt flüssig wie ein professioneller Nachrichtensprecher zu reden.
Vielleicht ist es auch einfacher wenn man es öfter macht – „Übung macht den Meister“. Gerade läuft eine junge Frau vorbei und spricht scheinbar ebenfalls mit sich selbst. Bei näherem Hinschauen sehe ich, dass sie einen Stöpsel im Ohr hat. Sie telefoniert wohl. Komisch, da kann ich das doch auch, ohne mir vorher ein Manuskript zu machen.
Ein Mann ruft laut und mehrfach Ouzo! Ouzo! Ich dachte schon er möchte vielleicht etwas trinken. Aber es sind nur seine beiden Hunde, die sich im Wald aufhalten und – die Nase am Boden – sich von seiner Stimme überhaupt nicht stören lassen. Der Verkehrslärm ist allerdings etwas störend. Einen Park mitten in der Stadt zu bauen ist vielleicht doch keine so gute Idee gewesen, obwohl es ja durchaus auch berühmte Beispiele gibt. Im Grunde könnte man die Kasseler Karlsaue als unseren „Central Park“ bezeichnen, denn die Stadt erstreckt sich inzwischen rundherum.
Wer bei der Gelegenheit mal eben bei Fred vom Jupiter vorbeischauen will, kann das in der Karlsaue ebenfalls tun. Der Planetenwanderweg beginnt mit der Sonne an der Orangerie und führt über Merkur, Venus, die walnussgroße Erde, den Mars zum Jupiter, der sich kurz vor der Insel Siebenbergen zur Ruhe gesetzt hat. Laut kassel.de ist er eigentlich eine goldene Kugel auf dem Tempelchen, aber da darf man als Normalsterblicher ja nicht hin. So gibt es die Tafel am Südufer des Auesees.
Wer alle Standorte des Planetenwanderwegs ablaufen möchte, muss noch etwas weiter gehen. Openstreetmap hilft dabei, die Orientierung nicht zu verlieren.
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