Recht kommt von richtig

Es war eigentlich ein Versprecher, und normalerweise überhört man so etwas gern, weil man ja weiß (oder zu wissen glaubt), was der Sprecher eigentlich sagen wollte. Doch es ist irgendwie ein hübsches Wort, es gefällt mir.

Es geht um das Video „Recht heißt richtig“ aus dem Küchenkommentar von Johannes Evers. Ja, er sagte es wirklich: rechtsrabiat. Ist doch niedlich, oder? Wie gesagt, es war wohl ein Versprecher. Dem gegenüber finde ich „rechtsradikal“ blöd. Nicht nur die Sache, auch das Wort. Es ist für meinen Geschmack viel zu … na eben zu radikal. Hinzu kommt, dass es quasi ein Modewort geworden ist. Es scheint inzwischen für alles verwendet zu werden, das anders ist.

Früher war das mal anders. Da waren die Radikalen genau die, die ihre Meinung mit Gewalt durchsetzen wollten. Heute bist du ja schon radikal, wenn du nur eine Meinung hast! Wieso ist es heutzutage eigentlich so schwierig, eine Meinung zu vertreten, die nicht der herrschenden Meinung entspricht?

Wenn man zum Beispiel dieses viel zitierte „wir schaffen das“ der Kanzlerin in Frage stellt, ist man ruck-zuck rechtsradikal, zumindest in der Denke bestimmter Menschen, die offenbar nur eine schwarze und eine weiße Gehirnhälfte haben.

Wenn man die AfD nicht pauschal in Grund und Boden verteufelt, sondern annimmt, dass sie in der einen oder anderen Position durchaus recht haben könnte, dann ist man rechtsradikal. Das war übrigens schon zu Luckes Zeiten so, als sie eigentlich „nur“ gegen den Euro waren.

Ich kannte jemanden, der vertrat stets die Ansicht, wenn ich nicht eine der großen Parteien wählen würde, würde ich im Endeffekt „die Braunen“ unterstützen. Wenn ich Grün wählen würde, dann würde meine Stimme doch nicht auf wundersame Weise der NPD zugeordnet, sagte ich. Die Logik konnte er mir jedoch nicht erklären. Bis heute nicht.

Ist ja auch egal. Ich denke einfach zu viel. Vielleicht bin ich ja „denkradikal“. Na gut, damit könnte ich leben.

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