Tag 09

Agia MarinaAm 8. Tag passierte irgendwie gar nichts. Tag 9, der letzte „richtige“ Urlaubstag führte uns dann nochmal an den Strand, wo sogar ich bis zu den Oberschenkeln im Wasser war. Das war so nicht geplant, die Füße hätten gereicht, dem Mittelmeer jedoch war das zu wenig. Immerhin sind dabei einige Fotos meiner drei Grazien entstanden, die sich hoffentlich verwerten lassen.

Vielleicht lasse ich nach langer Zeit mal wieder ein Fotobuch drucken, in das ich diese Texte neben den Fotos integriere. Wenn ich mir schon so viel Mühe mache, soll das auch für die Ewigkeit sein. Außerdem will ich ja sowieso in die Annalen der Literatur einziehen, da sind einige Probeexemplare sicher nicht verkehrt. Später kann dann ein Memoirenschreiber mal „intime Details aus dem Leben des großen Autors“ veröffentlichen. Man muss der Fangemeinde ja etwas bieten.

Gestern Nachmittag und auch heute noch bis Mittag hielt das Militär in der Gegend wohl eine Übung ab. Heute flogen eine ganze Reihe von Jets recht tief über uns hinweg, was einigen Lärm verursachte. Gegen Nachmittag wurde es dann aber ruhiger. Nach einer kurzen Einkaufstour gab es Blätterteigtaschen gefüllt mit Schafskäse und Schinken/Gouda. Kurze Siesta, danach wieder auf zum Shopping in Agia Marina oder Platanias. Die beiden Städte gehen nahtlos ineinander über, wobei den Anfang möglicherweise auch der küstennahe Teil von Stalos bildet.

Dabei war sehr interessant zu beobachten, wie die „Aufreißer“ vor den Geschäften und Restaurants die Menschen beobachteten, und wie sie reagierten — oder auch nicht. Manchmal sprachen sie mich an, oft jedoch nicht. Erst als ich bewusst Blickkontakt aufnahm, kam die Ansprache. Andere wiederum gingen nach der Methode vor, den Gast zunächst nur zu grüßen. Sobald er aber 2 Meter weitergegangen war, wurde er laut und deutlich angesprochen, als ob sich der Betreffende erst jetzt an seinen Job erinnerte. Dreht man sich dann um, ist man im Gespräch gefangen. Ein anderer versuchte sich an einer gestischen Beleidigung, indem er meinen Bauch mit den Händen vor seinem skizzierte und dies auch verbal unterstrich. Eine Frau schien nicht zu wissen, ob sie eher Ulli oder mich ansprechen solle. Ihr Blick irrte ruhelos hin und her, am Ende entschied sie sich für Ulli.

Solange ich mich innerlich klar darauf konzentriert hatte, nichts kaufen zu wollen, wurde ich nicht angesprochen. Ich konzentrierte mich mehr auf die Menschen als auf die Sachen, und das hatte man wohl bemerkt. Sobald ich aber die Beobachter selbst auf’s Korn nahm, wurde ich auch angesprochen. Die meisten akzeptierten ein verbales Nein oder das freundliche Kopfschütteln, manche jedoch konnten sich auch ihrer Mimik nicht sicher sein und signalisierten bereits im Vorfeld jeder verbalen Kommunikation, dass sie von mir nichts erwarten würden.

Shopping kann doch faszinierend sein.

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