Life 2.0

Was man nicht alles hört. Cloud ist böse, „Cloud“ kommt von „klaut“, das Thema ist ebenso nebulös in den Köpfen der Menschen wie die „Wolke“ es auch real ist. Doch unmerklich fast hat sich dieser Nebelschweif in unser Bewusstsein geschlichen. Kaum noch einer kommt ohne Cloud aus. Und kaum einer kann es vermeiden, auch wenn er es noch so sehr wünscht.

Vor einigen Jahren gab es einen Hype um „Second Life„. Manch einer verbrachte sehr viel Zeit „darin“, tauchte fast wie seinerzeit Tron in die virtuelle Realität ein und manch einer verlor sich auch darin.

Cloud

Die neuen Cloud-Dienste sind natürlich verlockend. Da kann man Dateien über Dropbox oder Ubuntu One mit Freunden austauschen, und das geht so einfach, als ob man in einem Netzwerk wäre. Mann muss die Datei nur in einen bestimmten Ordner kopieren, alles weitere besorgt der Cloud-Dienst. Selbst wenn beide nicht gleichzeitig online sind, geht das, denn die Dateien werden „in der Cloud“ zwischengespeichert. Nur, wo genau ist das, „in der Cloud“?

Und nun liest man von Instagram, dass sie ihre Geschäftsbedingungen dahingehend ändern wollen, dass sie hochgeladene Bilder (also das, was dem Hauptanliegen des Dienstes entspricht) ohne Rückfrage für zielgruppenspezifische Werbung verwenden dürfen. Und ebenso liest man, dass so eine bekannte Institution wie National Geographic darüber nachdenkt, auf die Nutzung völlig zu verzichten (Beitrag auf c|net).

Sicher sind Cloud-Dienste sehr nützlich und hilfreich, aber solange sie kostenlos angeboten werden, muss klar sein, dass irgend jemand dafür bezahlen muss. Solange kaum einer die Geschäftsbedingungen wirklich liest (oft sind sie auch noch in Englisch abgefasst), sondern einfach nur „ja“ anklickt, wird das auch weiterhin funktionieren.

Wer bezahlt also die kostenfreien Dienste?

Oft ist es der Nutzer selbst, der bezahlt, indem seine Daten weitergegeben werden. Das geht deshalb so einfach, weil es eben nur Bits und Bytes sind, und weil es keiner merkt, wenn etwas davon kopiert wird. Was die Medienindustrie für furchtbar böse hält, wird hier aufgrund der Zustimmung zu den Geschäftsbedingungen völlig legal gemacht: Daten kopieren ist doch immer das selbe, ob es nun privat geknipste Bilder sind oder professionell gedrehte Videos. Technisch besteht da kein Unterschied.

Aber ist es wirklich so böse, diese Daten weiterzugeben? Vielleicht ist es lediglich die Art, wie dies manchmal geschieht. Wenn ein Dienst über lange Zeit kostenlos ist und dann plötzlich Geld kosten soll, weiß jeder, wie damit umzugehen ist: Bleiben und zahlen, oder weggehen. Wird die Bezahlung nach einiger Zeit allerdings in Form von Datenweitergabe gefordert, bietet sich im Grunde genau dieselbe Antwort an: Bleiben und akzeptieren, oder weggehen. Warum regen sich also jetzt alle darüber auf?

Meiner Ansicht nach ist es nicht verkehrt, wenn einerseits die Anbieter mitbekommen, dass sie sich nicht alles leisten können. Andererseits müssen aber auch die Nutzer lernen, dass am Ende nichts kostenlos ist.

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