Ab in die Schweiz

Die Gesichter der Wartenden am Bahnhof spiegeln ihre Gedanken. Freude, Anspannung, Verachtung, scheinbar alles ist vertreten. Die Durchsage warnt vor Bettlerbanden, was etwas überraschend klingt. Leute am Straßenrand mit dem Hut vor ihnen und dem mehr oder weniger mitleiderregenden Blick sind ja bekannt. Aber wie arbeitet eine Bettlerbande? Eine Kombination aus Bettler und Taschendieb vielleicht? Ich ging zwar aufmerksam weiter, konnte jedoch nichts dementsprechendes erkennen.

Mit der Bahn von Kassel nach Olten, dann weiter nach Aarau. Bis Frankfurt verläuft die Fahrt zunächst ereignislos und vor allem pünktlich.

Die Landschaft fliegt draußen vorbei, Wald wechselt sich mit Feldern ab, die fertig gerollten Strohballen liegen wartend herum, unbeweglich, stoisch. Dafür sind die Menschen auf den Bahnsteigen zahlreicher. Es ist Samstag, und für mich beginnt eine aufregende Urlaubswoche.

Mein Ziel ist die Schweiz, genauer gesagt das Kanton Aargau. Dort wohnt der Mensch, der der allererste war, auf den etwas zutraf, das ich davor noch nicht erlebt hatte. Marcus war der erste, den ich „im Internet“ kennengelernt und erst danach „in RL“ getroffen habe. Was heute wie selbstverständlich erscheint, war damals, als AOL begann, das Internet in Deutschland bekannt zu machen, noch eine Ausnahme. Ich erinnere mich noch heute an die Spannung und Faszination dieses Treffens, als wäre es gestern gewesen. Es war auch das erste mal, dass ich Rendsburg besuchte, die Stadt am Nord-Ostsee-Kanal. Über diesen Kanal ragt die Hochbrücke in den Himmel, die für die Bahn gebaut wurde, um unter ihr die großen Pötte passieren zu lassen. Am Ufer stand (steht?) ein Café, in dem ein pensionierter Kapitän die Schiffe begrüßte, über Lautsprecher deren Nationalhymne spielte und Name, Herkunft und weiteres den Gästen erläuterte.

Hat jemand Sommer gesagt? In Karlsruhe haben wir Nieselregen bei bedecktem Himmel. Und 9 Minuten Verspätung. Zum Einschlafen. Ich erinnere mich daran, dass ich heute nicht mit dem Auto unterwegs bin und bestelle ein Hefeweizen beim Servicemitarbeiter.

Freiburg im Breisgau! Der Himmel wird blauer, die Sonne scheint, und auch die Temperatur im ICE steigt spürbar an. Leider hat die Bahn aus dem Desaster der letzten Jahre nichts gelernt, denn in den letzten Tagen gab es wieder Nachrichten über ausgefallene Klimaanlagen in den Zügen. 8 Minuten Verspätung und Mobilfunkprobleme.

Fortsetzung folgt …

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