eMail-Adressen sind Vertrauenssache

Das Internet ist eine wahre Fundgrube menschlichen Verhaltens. Alles, was in dem sogenannten „Real Life“ existiert, ist natürlich auch dort draußen zu finden, in den nebulösen Weiten der „Cloud“ und des World Wide Webs. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die menschlichen Abgründe dort zu finden sind, vor denen wir immer und immer wieder gewarnt werden.

Aber es gibt auch Abgründe, die wesentlich subtiler sind, und die in den großen Medienberichten nicht auftauchen. Einer davon ist der Vertrauensbruch.

Es gab nämlich eine Zeit „im Netz“, da wurden eMail-Adressen für ein wertvolles Gut gehalten. Es galt als Ehrensache, eine eMail-Adresse niemals weiterzugeben, außer mit ausdrücklicher Billigung des Inhabers. So ging die Zeit in’s Land, und der Dienst „eMail“ gedieh zu ungeahnter Blüte. Irgendwann erkannten auch etablierte Adressenhändler, dass man mit einem virtuellen Gut auch handeln kann. Sie verdienten und verdienen Geld damit, dass sie Adressen (und eben auch eMail-Adressen) sammeln und klassifizieren, und diese dann quasi vorsortiert teurer an zahlungskräftige Kunden verkaufen können als eine willkürliche Sammlung.

Im Laufe der Zeit vergaßen leider viele Leute, dass man Vertrauen nicht missbrauchen sollte. Das Vertrauen, das in den anderen gesetzt wurde, wenn man ihm seine eMail-Adresse mitteilte. Der Sehfahrer hält diese alte Tugend noch immer hoch, aber gelegentlich sollte man Althergebrachtes doch mal überdenken. Wie wäre es denn, wenn ich die vielen Daten einfach mal versuche zu „versilbern“? Spinnen wir den Gedanken mal weiter …

Wie wäre es also, liebe Spontan-Massen-Mail-Versender, wenn Ihr nach dem Versand einer Massenmail, und mag sie auch noch so lieb gemeint sein, Eure eMail-Adresse als Ziel zahlloser unerwünschter Werbemails vorfindet? Wie wäre es, wenn der eMail-Empfänger ab sofort jede Spontan-Mal-Eben-Verschickte-Massen-Mail-Absender-Adresse direkt mit allen persönlichen Daten, die diesem hypothetischen Empfänger zugänglich sind, an so einen professionellen Massen-Mail-Versender verkauft? Das gibt möglicherweise einen dicken fetten Datensatz persönlicher Vorlieben, Gewohnheiten und Vereinsmitgliedschaften. Nicht zu vergessen die Automarke, Schuh- und Kleidergröße, eine detaillierte Aufstellung der Cameraausrüstung, die Stärke der Brillengläser oder Kontaktlinsen, sportliche Vorlieben, beliebte Speisen und Getränke, und vielleicht noch viele weitere Dinge, die man eigentlich lieber für sich behalten möchte.

Ob man damit Geld verdienen könnte?

Und jetzt frage ich Euch: Wollt Ihr das?

Und wenn Ihr jetzt ganz leise in Eurem Kopf „Nein“ gesagt habt, dann denkt bitte beim nächsten Rundschreiben daran, dass es in sicherlich allen Mailprogrammen das Feld „Blindkopie“ oder auch „Bcc“ gibt. Alle Adressen, die dort eingetragen werden, werden nicht an die Empfänger weitergeleitet, die eMails aber schon:

 

Bildquellennachweis: Halteverbotsschild aus Wikipedia, Briefsymbole aus der Windows-Schrift „Webdings“

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