Wandern in schweren Zeiten

Trotz empfohlener Quarantäne Wandern gehen, geht das? Nun ja, im Grunde geht es ja darum, niemanden zu treffen, keinen Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Was ist da naheliegender, als raus in die Natur zu gehen?

Seit mehreren Wochen hält das Corona-Virus das Land fest im Griff. Was zuvor noch weit entfernt schien, hat sich „dank“ der Globalisierung von China aus rasend schnell über den gesamten Globus verbreitet. Politiker, die vor 2 Monaten noch groß getönt haben „wir sind gut aufgestellt“ jammern nun über zur Neige gehende medizinische Güter und die darnieder liegende Wirtschaft. Man schwankt zwischen Panik und Hoffnung, zwischen Hamsterkäufen und dem Genießen der Ruhe in den eigenen vier Wänden. Hochkonjunktur für Introvertierte.

Auch politisch übrigens: Trotz des viel gepriesenen europäischen Verbunds scheint jedes Land doch eher auf sich allein gestellt zu sein. Abschottung geht vor Nachbarschaftshilfe, was (wie das Kontaktverbot) natürlich auch medizinisch begründet ist.

Die Hilfe für den anderen könnte mittelfristig dem eigenen Land schaden, denn was dort gespendet wurde, fehlt später hier. Ob das aber wirklich die Ideale der „Vereinigten Staaten von Europa“ widerspiegelt? Wäre nicht von Anfang an ein sinnvoller Austausch – insbesondere auf informeller Ebene – besser gewesen? Wenn ein Land (Italien) auf Minimalmaßnahmen setzt (Flugzeuge aus China abweisen) und das andere (Dänemark) seine Grenzen komplett dicht macht, wie gut hilft dann letzteres überhaupt noch? Und natürlich die alte Frage: Haben wir aus der SARS-Epidemie, der Schweine- und der Vogelgrippe eigentlich etwas gelernt?

Wer einen Flächenbrand bekämpfen muss, hat vielleicht im Vorfeld zu lasch reagiert. Wenn die Kerze im Wohnzimmer umfällt und das Tischtuch in Brand setzt, ist es sicher besser dieses mit dem Inhalt der Kaffeekanne zu löschen, als erst mal abzuwarten, ob sich daraus ein ausgewachsener Zimmerbrand entwickelt. Hinterher putzen ist immer noch besser als ein neues Haus bauen.

Raus in den Wald!

Aber jetzt mal was ganz anderes. Nötig war’s mal wieder, hauptsächlich der Hunde wegen. So ein großer Schäferhund braucht einfach Bewegung, sonst dreht er durch. Unter Beachtung der Abstandsregeln fahren wir also nicht mit den Öffis, sondern im eigenen Auto los. Die Idee war sicher gut, weg, raus, ab in den Wald. Leider dachten sich andere das ebenfalls. Die Folge war, dass ein normalerweise wenig frequentierter Wanderparkplatz leicht überfüllt war. Also weiter zum nächsten. Und hier war es genau umgekehrt: Normalerweise konzentriert sich hier alles, nun war dieser fast leer.

Anfangs lief es auch ganz gut, kaum jemand begegnete uns. Die Hunde hatten Auslauf, konnten überall schnüffeln („Zeitung lesen“ sagt der Hundetrainer Johannes Evers dazu), und die Ruhe im Wald tat auch den Menschen gut. Das Wetter war ebenfalls gnädig, nicht zu kalt, aber auch nicht zu heiß, und ein zwischenzeitliches Picknick abseits der Wege in der Sonne neben einem kleinen Bachlauf entspannte zusätzlich.

Das Abstand-Halten fiel also nicht schwer, die wenigen Begegnungen waren freundlich und entspannt. Erst bei der Rückkehr zum Parkplatz waren dann ein paar zusätzliche Autos zu sehen, aber es verlief sich alles recht gut.

Dahin gehen, wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist

Dennoch, das nächste mal fahren wir irgendwohin, wo kein Wanderweg auf der Karte eingezeichnet ist. Denn es geht ja immer um Statistik, um Wahrscheinlichkeiten. Und je geringer die Wahrscheinlichkeit ist, Menschen zu begegnen, desto geringer ist auch das Risiko, sich bei diesen anzustecken. Und das ist ja der Sinn der ganzen Vereinzelungsregeln.

Kommentar verfassen