Tag 2 auf Kreta

6:10 h Sonnenaufgang bedeutet, dass sich nur wenig später dieses unerträglich helle solare Objekt über die Wipfel der umgebenden Hügel erhebt und nichts unversucht lässt, durch die Augenlider in deinen Geist einzudringen. Es ist eine ganz spezielle Art der Folter, zugleich willkommen und unerwünscht, die dafür sorgt, dass an Schlaf kaum noch zu denken ist. Heute Morgen haben wir dann entdeckt, das Fenster hat außen Läden!

Himmel über KretaDer strahlend blaue Himmel wird durch weiße Wolken unterbrochen, die sich erheblich schneller verändern, als ich es aus Deutschland gewöhnt bin. Das macht mir wieder bewusst, dass wir uns auf einem begrenzten Fleckchen Erde mitten in der scheinbar unendlichen Weite des Mittelmeeres befinden. Auch der Wind frischt sehr oft auf, um anschließend das Land wieder der sengenden Sonne zu überlassen. Auch hier tritt die schon eingangs erwähnte Ambivalenz zutage: Mal wünscht man sich den Wind, dann ist man versucht, den großen Ventilator abzustellen, weil er Pflanzenreste von den Bäumen auf das Frühstück und in den Kaffee weht.

Sonne lacht — Blende 8

Unser Anwesen liegt in einem Talkessel, umgeben von fremdartigen Bäumen, deren lange spitze Blätter auf Olivenbäume hindeuten. Doch eine kleine Stelle lässt den Blick auf das Meer offen, und da die Beleuchtung morgens noch sehr facettenreich ist, hole ich die Camera und das Stativ heraus und mache ein paar Fotos dieses Ausschnittes. Dann heißt es warten, bis eine passende Wolke oder mehrere sich bequemen, an der richtigen Stelle Gestalt anzunehmen. Ich banne verschiedene Angebote der wunderbaren Natur auf das digitale Zelloloid, die endgültige Auswahl wird zu Hause am PC erfolgen müssen. Aber als Hintergrundbild für den Arbeits-PC wird diese Szenerie mich sicher noch lange an einen Urlaub erinnern, der, so kurz er auch ist, sich doch sehr erholsam anlässt.

IMG_20140515_135241Nach einem Vormittag am und teilweise im Pool entschlossen wir uns zu einem kleinen Einkaufsbummel. Zunächst beglichen wir die Schulden von gestern, was den Händler erfreute. Einige weitere Zutaten zu einem ersten Versuch, Zaziki selbst herzustellen, mussten ebenfalls noch gekauft werden, sowie Grillfleisch und Sonnenhüte für die Damen. Eine abschließende Spazierfahrt durch den Ort ergab, dass dieser sehr langgezogen an der Küste verläuft und viel größer ist, als wir es uns vorgestellt hatten.

Nun sitze ich mit einem Glas Victor Vin de Liqueur (Oinos Liker) und einer Scheibe getoastetem Ciabatta auf der Terrasse und schreibe wieder einmal Tagebuch. Der Zaziki reift währenddessen im Kühlschrank vor sich hin, und das Grillfleisch taut in der Mikrowelle auf, nachdem die Sonne dies nicht zufriedenstellend (will sagen: nicht schnell genug) zu Wege gebracht hat. Die Marinade für das Fleisch anzumischen erwies sich als etwas problematisch, da diese nicht nur aus vielen Kräutern, sondern auch härteren Elementen bestanden. Daher erforderte es einigen Zusatz an Olivenöl, um die spätere Haftung am Fleisch sicherzustellen. Dies gelang mir dann aber recht zufriedenstellend. Nachdem ich auch einige Schaschlik-Spieße in der Küche gefunden hatte, stand dem selbstgemachten Souvlaki nichts mehr im Wege. Währenddessen glühte der Grill vor sich hin, dessen Kohle dankenswerterweise vom Hausbesitzer oder dem Vormieter noch im Grill verblieben ist. Die Vorschrift, den Grill auf jeden Fall in gereinigtem Zustand zu hinterlassen, wurde allerdings vom vorherigen Nutzer nicht so ganz ernst genommen. Das störte unsere Grillkohle jedoch nicht, und die Spieße garten fleißig auf dem frisch gesäuberten Rost.

Kretanische Küche, von uns selbst zubereitet, vor Ort genossen, und das ganze noch mit Raki (ein Geschenk des Vermieters) und Mavrodaphne garniert, so schön kann Urlaub sein. Den Tag lassen wir ausklingen bei Schokomix, Rotwein, Ouzo und dummen Sprüchen.

Kommentar verfassen