Geocaching — Nicht nur was für IT-Fuzzis

Wenn Menschen ihre Freizeit planen, kommen sie auf die verrücktesten Ideen. Einige fahren mit aufgearbeiteten Oldtimern durch den Bergpark, wie demnächst wieder Ende Mai, andere wandern einfach munter drauflos, mit oder ohne Stöcke oder Musik und oft genug mit flüssiger Verpflegung. Wieder andere sind begeisterte Amateurfotografen, womit wir dann langsam bei der technischen Seite angelangt wären. Was bei der Fotografie durchaus auch ohne Strom möglich wäre, geht bei manchen Hobbies definitiv nicht. Geocaching ist so ein Hobby, das es ohne moderne Technik gar nicht gäbe. In einfachen Worten ausgedrückt: Die Teilnehmer müssen aus mehr oder weniger klaren Hinweisen Koordinaten berechnen und mit deren Hilfe (und den passenden Geräten) einen Schatz finden – eine moderne Schnitzeljagd also.

Cool. War’s das dann?

Am 1. Mai bot die Wanderschule Nieste beim Anwandern auf der Königsalm auch einen kleinen Grundkurs in dieser seltsamen Freizeitbeschäftigung an. Der Begriff „Geocaching“ ist übrigens eine Wortschöpfung aus „Geo“ (griechisch für „Erde“) und „Cache“ (gesprochen „käsch“), was soviel wie „geheimes Versteck“ bedeutet. Man braucht dazu einen sogenannten GPS-Empfänger (GPS = Global Positioning System), über den bereits die meisten modernen Smartphones verfügen. Die speziellen Geräte für den Outdoor-Einsatz sind natürlich zudem wasserdicht und stoßfest.

Im Grunde ist so ein GPS-Gerät eigentlich auch nur ein „Navi“, wie wir es im Auto verwenden, allerdings mit entscheidenden Unterschieden. Nehmen Sie mal das Gerät aus dem Auto mit in die Natur, dann werden Sie schnell feststellen, dass die üblichen Navigationsgeräte primär für die Straße gedacht sind. Die Straßenkarten sind detailliert und der automatische Empfang von Verkehrsfunkmeldungen erleichtert die Routenplanung. Aber abseits der asphaltierten Wege ist es schnell vorbei mit der Detailgenauigkeit.

_DSC0262Eine Wanderung mit GPS-Gerät lässt sich im Grunde mit einer geführten Wanderung vergleichen. Nur dass in diesem Fall kein menschlicher Wanderführer, sondern eben dieses kleine Stück Technik erforderlich ist. Wer eine Wanderung plant, muss zunächst die Koordinaten der Wegpunkte eingeben, die er ansteuern möchte. Alternativ können diese auch mittels einer Software vom PC auf das Gerät übertragen werden. Beim Geocachen ergeben sich die Wegpunkte zum großen Teil allerdings erst unterwegs. Und genau das macht die Faszination der Reise ins Ungewisse aus.

Die erste Hürde, die die Teilnehmer der Geocaching-Einweisung der Wanderschule Nieste daher überwinden mussten, war die Bedienung der kleinen GPS-Geräte. Und die ist gar nicht so einfach, muss der ungeübte Nutzer doch die Koordinaten des Zielortes (also lauter Zahlen) mittels viel zu weniger Knöpfe eingeben, damit das Gerät mit Hilfe der Satellitensignale die Richtung angeben kann, in die wir laufen sollen. Und natürlich ist jedes Gerät anders.

Während sich die Teilnehmer noch an der Eingabe des ersten Wegpunktes versuchen, hier noch eine Hintergrundinformation für Anfänger: Es gibt verschiedene Schwierigkeitsstufen.

Die einfachste Stufe, so erklärt uns Wanderbegleiter Gerno Gebhardt, ist der Drive-In-Cache. Man bekommt die Koordinaten, fährt oder läuft zum Zielpunkt, findet den Cache (den Behälter mit dem „Schatz“) und hat ein Erfolgserlebnis. Aber es kann auch schwieriger sein. Fünf durch die entsprechende Zahl der Sterne gekennzeichnete Schwierigkeitsgrade gibt es, verrät Gebhardt und empfiehlt, sich als Anfänger nicht gleich zu viel vorzunehmen.

Nach der schwierigen Eingabe der Koordinaten (die jedes mal einfacher wird) bewegt sich unsere Gruppe knapp 100 Meter weiter zum ersten Ziel. Dort gilt es, eine einfache Frage zu beantworten, die wir dann in die ausgeteilten Übungsblätter übertragen. Und so bewegen wir uns von Station zu Station. Aus den jeweiligen Zwischenergebnissen müssen wir am Ende mittels ebenfalls auf dem Zettel befindlichen Formeln die Koordinaten des Geocaches, also des Schatzes, ermitteln.

Auch für mich war das Geocaching eine neue Erfahrung. Mein persönliches Fazit ist, dass es mich durchaus fasziniert hat und ich mir sicher bei Gelegenheit mal so ein GPS-Gerät zulegen werde. Die Aktion dauerte übrigens länger als geplant. Es war schön, etwas über die Hintergründe dieses Hobbies zu erfahren. Die Bedienung eines GPS-Gerätes ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber durchaus erlernbar. Und bei Problemen helfen die Leute von der Wanderschule Nieste natürlich gerne weiter.

Am Ende noch ein paar Worte zu den Koordinaten. Dass es verschiedene Koordinatensysteme gibt, sei nur am Rande erwähnt, eine Vertiefung dieses Themas würde an dieser Stelle nun wirklich zu weit führen. Der Parkplatz der Königsalm, auf dem die oben beschriebene Aktion startete und endete, liegt auf den Koordinaten N51.30521 E9.65190. Das bedeutet etwa 51,3° nördliche Breite und 9,65° östliche Länge. Wer in der Schule aufgepasst hat, erkennt darin die Maßangaben auf dem Globus wieder, und in der Tat steckt auch genau dieses System hinter den obigen Ziffern.

Sie können diese Daten übrigens direkt bei Google Maps in das Suchfeld eingeben (mit dem englischen Punkt statt dem deutschen Komma). Derzeit sehen Sie dort noch keinen Parkplatz und keine Königsalm, nur Natur. Und darum geht es beim Geocaching nebenbei natürlich auch.

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