Bei der Verlängerung der Auslands-Internet-Verbindung gab es eine große Enttäuschung. Die Aldi-Talk-App nahm zwar problemlos Kontakt auf, verweigerte dann aber die weitere Buchung mit Hinweis auf zu geringes Guthaben. Dieses war auf unerklärliche Weise von 5,18 € (was gereicht hätte) auf 3,76 € geschrumpft. 4,99 € wären notwendig gewesen, um noch eine weitere Woche mobiles Internet zu bekommen. Es mag damit zusammenhängen, dass die App neuerdings jedesmal bei einem Connect behauptet, die SIM-Karte sei gewechselt worden (was nicht der Fall ist) und deshalb müsse eine erneute SMS zur Bestätigung der Identität abgewartet werden. Dass die im Ausland natürlich zusätzliche Gebühren erfordert, ist klar. Wieso das Prozedere aber so kompliziert ist und warum das nicht kostenneutral abgewickelt werden kann, ist mir unklar. Auch eine nachträgliche Rückerstattung würde nichts nützen, denn es macht die Enttäuschung nicht wett. Und letztlich geht es ja nicht um die 42 ct.
Aufgrund des fehlenden mobilen Internets funktionierte dann auch der Google-Routenplaner nicht mehr, und das obwohl ich die Google-Maps-Karte noch zuhause komplett auf dem Gerät gespeichert hatte. Ich werde mich wohl nach einem anderen Routenplaner umsehen müssen. Man kann nicht davon ausgehen, überall „in der Pampa“ Internetzugang zu haben, was für ein darauf angewiesenes Navigationsgerät eine zu starke Einschränkung ist.
Die Anfahrt nach Valdemossa war dennoch recht einfach. Die Routenplanung online im Hotel ermöglichte es uns, die Eckdaten auf einem Zettel zu notieren. Dieser Anachronismus verwundert etwas angesichts des High-Tech-Gerätes, das ich in den Händen halte. Ich fand nämlich keine Möglichkeit, die verbale Routenbeschreibung aus Googles Navigations-App z.B. in eine Textdatei zu schreiben, um sie später ohne Online-Zugriff lesen zu können. Mal sehen, wie Google auf die entsprechende Problemmeldung reagiert.
Nun aber zu Valdemossa. Von der Straße her kommt es uns vor, als ob wir in einem Spin-Off von „Herr der Ringe“ gelandet seien. Der Anblick von Valdemossa ist grandios und erinnert an Bruchtal, die Stadt der Elben. Ähnlich wie dort verlaufen auch die Wege, die man kaum „Straßen“ nennen kann, auf und ab. Das Zentrum der Stadt ist das Kloster, umgeben von Häusern, die aus einem mittelalterlichen Szenario stammen könnten. Alles macht einen sehr gepflegten Eindruck, der sicher erklärt, aber auch getrübt wird durch die Unmengen an Touristen, die durch die Stadt strömen, mehrere Busladungen voll. So mögen einige Bilder für sich sprechen. Uns zog es alsbald weiter in Richtung Westküste nach „Port de Valdemossa“.
Die Straße nach Port de Valdemossa ist nicht anders als „abenteuerlich“ zu nennen. Sie schlängelt sich, manchmal nur eine Fahrzeugbreite Platz zwischen den Felsen und dem Untergang lassend, durch die Berge in Richtung Meer. Und doch, obwohl mitnichten zwei Fahrzeuge (ausgenommen Zweiräder) nebeneinander Platz hätten, wird der unterbrochene Mittelstreifen konsequent weitergeführt. Fast fühlt man sich wie auf einem Verkehrsübungsplatz. Wir denken uns, was ein Fahrschüler wohl empfinden müsse, wenn er diese Strecke als Prüfungsfahrt aufgezwungen bekäme. Er würde danach wohl entweder wirklich gelernt haben, ein Auto zu führen, oder für sein Leben keines mehr anrühren.
Oft kommt es vor, dass ein Fahrzeug bis zu einer Ausweichstelle zurücksetzen muss, um eine entgegenkommende Kolonne vorbeizulassen. Obwohl viele Autos als Mietwagen zu erkennen sind, läuft dies doch ausgesprochen freundlich und stressfrei ab. Die Fahrer haben genug mit der Strecke zu tun, als sich noch über andere Verkehrsteilnehmer ärgern zu wollen. Die in Südeuropa im Straßenverkehr trotz aller zur Schau gestellten Hektik immer wieder zu bemerkende Lässigkeit scheint sich auch auf die Touristen auszuwirken, sobald sie einen Wagen mit spanischem Kennzeichen fahren. Elbische Magie vermutlich. Interessanterweise ist auch das Leben „hier unten“ ungewohnt entspannt. Die extreme Geschwindigkeit, mit der Einheimische die spanische oder auch die französische Sprache benutzen, steht in krassem Gegensatz dazu, fast als ob sie ihre Lässigkeit mittels der Sprache zu kompensieren versuchen.
Unten angekommen öffnet sich die felsbewehrte Bucht zum offenen Meer hin. Die Wellen werfen sich auch hier vergeblich gegen das Ufer, das nur einen kleinen Teil als Strand zu bieten hat. Leider auch nur Steine, doch es tummeln sich ein paar vereinzelte Badegäste dort. Abgesehen von den gelegentlichen an- und abfahrenden Fahrzeugen und dem Geräusch der Wellen ist es sehr ruhig hier. Ein Angler versucht unermüdlich, die Fische von der Schmackhaftigkeit seiner Würmer zu überzeugen. Einmal gelingt es ihm sogar; ob dieser Anstrengung verlässt er sofort erst mal seinen Arbeitsplatz.
Auch die Vögel lassen es sich gut gehen am Mittelmeer. Eine Möwe posiert für mich, mag mich aber nicht näher als auf wenige Meter herankommen lassen. So muss für das Foto eine Ausschnittvergrößerung herhalten.
Für die Rückfahrt steht zunächst wieder die Herausforderung der Fahrschulstrecke an, die nur von einem kleinen Fotostopp in einer Haltebucht unterbrochen wird. Der Rest ist auch ohne „Navi“, wenngleich mit einigen unbeabsichtigten Schlenkern auf der Route, zu bewältigen, so dass wir rechtzeitig zum Abendessen wieder im Hotel sind.