Man kann es den Menschen im Grunde niemals recht machen. Früher haben wir uns zum Bücherschrank bemüht, um in einer Enzyklopädie nachzuschlagen, welcher Schauspieler den Bösewicht in James Bonds „Goldfinger“ gespielt hat, haben vielleicht mit Freunden beim Grillen gemeinsam alle möglichen Ideen ausgesponnen, inspiriert durch einen simplen Gedanken, eine einfache Frage, die aber schwer zu beantworten war. Und während dieses wilden Drauflos-Assoziierens entstanden manchmal tolle neue Ideen, man entfernte sich zwar vom eigentlichen Thema, fand aber viel interessanteres auf dem Weg ins Unbekannte. Und heute?
Heute hingegen gibt es die Wikipedia, deren Namen sich aus dem hawaiianischen Wort „wiki“ (dt. „schnell“) und dem Rest von „encyclopedia“ zusammensetzt. Wikipedia ist also ein schneller Weg zu Informationen, der Rest einer Enzyklopädie? Na, ganz so einfach ist es wohl nicht, aber wenn man bedenkt, wie wir damit umgehen, dann kommt es schon in etwa hin.
Über die Datenflut wurde schon viel geschrieben, und beschweren tun wir uns auch schon länger darüber. Aber wenn wir seinerzeit vielleicht frustriert aufgegeben hatten, weil in unserem Brockhaus James Bond nur eine Nebenrolle gespielt hat, dann haben wir wenigstens eines getan: Wir haben unser Hirn angestrengt! Denn wie beim körperlichen Sport Jogging den Körper fit hält, ist auch Gehirnjogging eine durchaus empfehlenswerte Sportart. Denn nichts ist für uns so schädlich wie dauerhaftes Nichtstun, auch wenn es zur Entspannung gelegentlich sogar positiv beiträgt.
„Wo bin ich eigentlich, wenn ich im Netz bin?“ fragt Harald Lesch in einem wunderbaren Beitrag auf Youtube, den ich gerade gefunden habe und der mich zu diesem Artikel inspiriert hat. Aus diesem Beitrag stammt auch die Frage im Titel. Denn das Entscheidende bei unserem heutigen „Leben im Netz“ ist doch, dass wir weniger nachdenken und mehr „googeln“. Dann ist, so Harald Lesch, die gestellte Frage schnell beantwortet und das Thema damit beendet. Seine Metapher über den Fingerhut (obiger Beitrag ab 6’30“), mit dem früher und heute die Badewanne gefüllt wird, ist sehr interessant.
„Googeln“ ist auch so ein Kunstwort, das es erst seit wenigen Jahren gibt, weil Google auch noch nicht so lange existiert. Kennt jemand übrigens noch andere Suchmaschinen aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts? So ist das mit dem Langzeitgedächtnis. Ich bin hirntot ohne meine Bookmarks.
Aber damit es den Bookmarks nicht so geht wie unserem Hirn, hier noch ein Link: leschskosmos.zdf.de