Nach tausend Tagen fragte der Meister seinen Schüler: Und, mein Sohn, was hast du gelernt?
Darauf der Schüler: Meister, vieles habe ich gelernt, aber das meiste verwirrt mich.
Ich habe gelernt, zu tun, was von mir verlangt wird, doch dann wurde von mir verlangt, Eigeninitiative zu entwickeln.
Dann habe ich gelernt, was Eigeninitiative ist. Ich übte sie und wurde gut darin, und es wurde von mir Gehorsam verlangt.
Ja, sagte der Meister, das ist verwirrend. Was hast du noch gelernt?
Ich habe gelernt, dass, egal was ich tue, es immer jemanden gibt, der dies für falsch hält.
Ich habe gelernt, dass, egal was ich tue, es immer jemanden gibt, der meint, es besser zu wissen oder besser zu können.
Ich habe gelernt, dass meine Ideen niemals gut sind, dass aber die selben Ideen von anderen seltsamerweise immer besser sind.
Und ich habe gelernt, dass das, was gestern noch richtig war, schon morgen vollkommen falsch sein kann.
Und was hast du daraus gelernt? will der Meister wissen.
Der Schüler hält inne. Er versinkt in stiller Kontemplation und verharrt eine lange Zeit. Also wenn ich das Richtige tue, ist es falsch. Seine Stimme ist leise, fast flüstert er. Aber wenn ich das Falsche tue, ist es auch falsch. Dann bricht es aus ihm heraus: Meister, Ihr habt mich getäuscht! Das kann doch alles nicht wahr sein. So eine Welt gibt es doch nicht!
Doch, mein Sohn, die gibt es. Es gibt viele solcher Welten, entgegnet der Meister.
Der Schüler ist verzweifelt. Aber was kann ich tun?
Du musst lernen
zu denken und zu vergessen
zu tun was du willst und zu gehorchen
zu reden und zuzuhören
den Menschen zu helfen und sie sich selbst zu überlassen
Aber vergiss nie: Es gibt für alles einen richtigen Zeitpunkt! Den musst du erkennen. Das ist Dein Weg!
Und Meister und Schüler schwiegen, denn es gab nichts mehr zu sagen. Sie hatten verstanden.