Wohl jeder Blogautor und erst recht die professionellen Autoren kennen den Begriff „Schreibblockade“. Von Zeit zu Zeit sitzt man einfach vor einem leeren Blatt Papier oder eben dem Computer oder Tablet, und kriegt so gar nichts „auf die Reihe“. Und wenn man sich dann endlich einen Artikel aus dem Kopf gequält hat, dann wird endlos daran herumgefeilt, bis er perfekt ist. Aber ist das überhaupt möglich?
Ich kann und will mich gar nicht davon ausnehmen. Wie oft habe ich dieses Blog schon für lange Zeit liegen gelassen, um dann einen Artikel zu schreiben, in dem ich mich für die lange Pause entschuldigt habe — sogleich gefolgt von einer genau so langen Pause.
Aber es gab auch Phasen, wo ich keine Probleme damit hatte, zu schreiben. Viele Jahre lang habe ich Artikel für die Webseiten zweier Fotoclubs geschrieben, und lange Zeit war ich der einzige, der das tat. Auch wenn (typisch Verein) zwar Einigkeit darüber herrschte, dass man doch mal was machen muss, fand sich kaum jemand bereit, dieses Was dann auch zu tun.
Thema wählen
Dabei ist es doch gar nicht so schwierig. Jeden Tag beschäftigen uns viele Dinge, seien es jobrelevante oder private. Nicht über alles mag man öffentlich schreiben (auch wenn viele Facebooker diese Grenze nicht mehr zu kennen scheinen), und über Dinge aus der Firma darf man oft gar nicht schreiben. Aber dennoch, irgend etwas wird darunter sein, das es wert ist, veröffentlicht zu werden. Die Frage, worüber ich schreiben soll, stellt sich also im Grunde gar nicht.
Im Fotoclub ging es häufig darum, eine gemeinsame Aktion anzukündigen, durchzuführen und darüber zu berichten. Ein Artikel vorher, einer hinterher, und vielleicht sogar noch ein „Bericht vom Tage“, während die Gruppe noch unterwegs ist. Online-Zugang ist inzwischen nicht mehr so auf das Telefonkabel beschränkt wie früher.
(Empfundene) Unfähigkeit überwinden
„Ich bin doch kein Autor“, wurde oft gesagt. „Ich kann das gar nicht so gut wie du“, lautete eine andere Ausrede, gepaart mit der verbreiteten Handwerkskunst der Bauchpinselei. Doch was macht einen guten Artikel aus, was einen perfekten? Ist die Empfindung, nicht perfekt zu sein, nicht eher ein eingebildetes Hemmnis?
Mit der Perfektion ist es wie mit der Möhre, die dem Esel vor die Nase gehalten wird, damit er läuft. Maria Popova zitiert in ihrem Blogbeitrag Neil Gaiman mit:
Perfection is like chasing the horizon. Keep moving.
Es ist eine Art von „Der Weg ist das Ziel“-Sichtweise. Niemand wird den Horizont jemals erreichen, aber auf der Reise dorthin eine Menge lernen.
Schon die erste aus „Neil Gaimans 8 Regeln für das Schreiben“ ist sehr einfach und einleuchtend: Schreib! Auch seine weiteren „Regeln“ sind es wert, gelesen zu werden. Dennoch sollte man vorsichtig sein mit solchen Sachen. Sie als „Regeln“ zu bezeichnen ist vielleicht schon der erste Fehler; das Wort „Empfehlungen“ wäre sicher zutreffender. Auch John Steinbeck, obwohl selbst Urheber einer kleinen Regelsammlung, scheint Zweifel daran zu haben. Die Magie des Schreibens kann nicht einfach in Form eines Rezeptes an andere Personen weitergegeben werden. Das Geheimnis liegt in dem Drang des Schreibers, dem Leser etwas mitzuteilen. Wer diesen Drang verspürt, der mag gelegentlich, aber nicht notwendigerweise immer, Erfolg damit haben.
Und nun vergiss das alles, und schreib! Sei nicht perfekt, aber schreib!