Original veröffentlicht am 2.12.2006
Wie schreibt man etwas, das man eigentlich gar nicht schreiben darf? Ich möchte meine Gedanken äußern, die mich dazu veranlasst haben, eine Kündigung auszusprechen, aber wenn ich das tue, wird unweigerlich eine Anzeige wegen geschäftsschädigenden Verhaltens erfolgen. Dabei ist der einzige, der sich geschäftsschädigend verhalten hat (und das noch tut), der Betreiber selbst! Was also tun?
Decken wir also den Mantel der Anonymität, der Umschreibungen über die Angelegenheit. Insider wissen eh, um wen es geht, und die anderen werden vielleicht das Prinzip verstehen.
Worum geht es hier?
Aller Anfang ist leicht
Alles fing damit an, dass ich mich in einer bekannten Foto-Community angemeldet hatte. Nach anfänglicher Euphorie stellte sich bald ein gewisser Frust ein: Aufrichtige Kritik kam kaum, und wenn man es selbst gewagt hat, kam schnell das Ignore zurück oder Schlimmeres. Das dort zwischenzeitlich eingeführte „redaktionelle System mit dem schnellen Namen“ ;) versprach zwar eine gewisse Freiheit, doch auch dort wurde ich trotz starkem Engagement schnell ein Opfer der administrativen (moderativen) Übereifrigkeit. Nach etwas über 2 Jahren fiel die Entscheidung, den Bezahlaccount auf einen „freien“ zurückfallen zu lassen und nur noch sporadisch dort aufzutauchen.
Da kam die Werbung für ein neues Konzept gerade recht: Jemand wollte Community und Bildagentur zusammenfassen und unter einem Dach anbieten. Das versprach die Möglichkeit, zu diskutieren und nebenbei auch noch ein bisschen das Taschengeld aufzubessern. So eine digitale Ausrüstung muss ja auch mal irgendwie finanziert werden :) Also schnell einen Account gemacht und die ersten Fotos hochgeladen. Eine super Stimmung herrschte dort, richtig familiär war es. Bei heute einigen Zigtausend Usern eine 3stellige Usernummer zu haben, das ist schon was Besonderes. Das war vor etwas mehr als 2 Jahren.
Im Laufe der Zeit wurde dann ein Forum eingeführt, wodurch sich der ursprünglich nur per Mail geführte Kontakt mit dem Betreiber dorthin verlagerte. Schön gemütlich war es immer noch, ein freundschaftlicher Umgang erleichterte das Einfinden und war um einiges besser als bei der zuerst genannten Community. Die Software entwickelte sich, Anregungen der Gemeinschaft wurden aufgenommen, diskutiert und teilweise umgesetzt. Man hatte den Eindruck, Teil des Ganzen zu sein, man trug das Konzept mit, half es zu verbessern, zum Wohle aller. Ein Traum? Nein, kein Traum, eine zeitlang war es Realität!
Wachstum
Aber mit dem Wachsen der Benutzerzahl war es immer schwieriger, den Kontakt zu halten. Man konnte nicht mehr alle kennen, musste sich beschränken, auch was das Kommentieren der Fotos betraf. Einige Profifotografen entdeckten dieses für „Hobby-Knipser“ gedachte Konzept, die ersten Studiofotos überschwemmten die Community, es wurde Unmut laut über die Masse an ähnlichen Bildern, die die meisten für uninteressant hielten. Klar, wer will schon 70 Kochlöffel betrachten und kommentieren, von allen Seiten und in allen möglichen Farbvarianten dargestellt? Die wenigen tollen Landschaften oder Portraits gingen darin unter. Frust, Diskussionen, Streit, Konfrontation, Rückzug, … alles war dabei. Unvermeidlich, man wurde halt größer.
Irgendwann kamen die ersten Brutalo-Fotos. Schläger, Neonazis, sexuelle Ausbeutung, Bildtitel wie „Die Schlampe“ … es war vielleicht nur eine Frage der Zeit. Diskussionen, Streit, Konfrontation, Rauswurf. Der Betreiber reagierte schnell und reinigte den Bild- und Userbestand. So weit, so gut. Zumindest waren sich alle einig, dass „sowas hier nicht sein muss“.
Leider traf es dabei auch den einen oder anderen, der eigentlich genau im Sinne „solche Fotos brauchen wir hier nicht“ geschimpft hatte. Leider war dessen Wortwahl nicht gerade zimperlich, was zu einer scharfen Abmahnung führte. Hier schieden sich die Geister: Die einen fanden das richtig („der Ton macht die Musik“), die anderen verstanden die Äußerungen zwar als dissonant, aber in der Sache richtig und sprachen sich gegen Strafmaßnahmen für den Beschwerdeführer aus. Es half nichts, er wurde ein paar Wochen gesperrt.
Und so beginnt es …
Für mich war das der Anfang, dem Betreiber etwas mehr auf die Finger zu schauen, und es zeigte sich, dass noch weitere User so dachten. Mehr und mehr kamen Fragen im Forum auf „wo ist eigentlich der …?“, und die Antwort lautete oft „gesperrt“ oder „rausgeworfen“, seltener auch „hat gekündigt“. Es zeigte sich langsam aber sicher, dass man nicht mehr ungestraft seine Meinung äußern durfte, insbesondere wenn es darum ging, gewisse Vorgehensweisen des Betreibers selbst zur Sprache zu bringen. Teilweise erinnerte es an den alten Pubertätswitz: „Erst bringen sie dir das Sprechen bei, und wenn du es dann endlich kannst, verbieten sie dir den Mund!“
Es gab einige User, die sich nicht den Mund verbieten lassen wollten, die das Recht der freien Meinungsäußerung sehr hoch schätzten. Artikel 5 GG wurde des öfteren erwähnt. Die Fraktion auf der anderen Seite argumentierte mit dem „Hausrecht“ des Betreibers und verteidigte jegliches „Mund-verbieten“. Frust, Diskussionen, Streit und die ersten Kündigungen waren die Folge, sowohl von Userseite als auch von Betreiberseite. Und beide Seiten drohten der anderen mit juristischen Folgen.
Jetzt reicht es aber!
Irgendwann dann war es genug. Ein User, der in meinen Augen nun wirklich nur als „Rufer in der Wüste“ aufgetreten war, wurde zum wiederholten Male gesperrt. Er hatte das schon öfter erlebt, zum Teil weil gewisse User (es sind bei diesem Begriff natürlich auch ohne explizite Erwähnung immer die weiblichen Userinnen mit eingeschlossen, ich will ja niemanden diskriminieren) sich ständig über jede Kleinigkeit, und sei sie auch noch so eingebildet, beschwerten. In einer Firma würde man das „Mobbing“ nennen. Besagter gesperrter User konnte fast nichts mehr tun oder sagen, ohne dass besagte/r User/in sich beschwerte.
Er wurde also wieder mal gesperrt, während der/die Mobbende nach Kenntnis der Allgemeinheit keine Probleme bekam. Man fragte sich schon, ob da evtl. eine gewisse Bekanntschaft hinter den Kulissen existiert haben könnte. Jedenfalls war da bei mir der Punkt erreicht, wo ich sagte …
Bis hierher und nicht weiter!
Ich formulierte meine Kündigung im Forum, sprach sie gegenüber dem Betreiber aus und bekam die Bestätigungen. Der Betreiber bestätigte die Kündigung, die User bestätigten mir, dass sie es verstehen könnten, aber bedauern würden. Dann machte ich 4 Wochen Forumspause, danach schaute ich mal wieder rein. Im Westen nichts Neues.
Kurz vor Ende der Kündigungsfrist nochmal ein „Test“, mal sehen, was sich inzwischen getan hat. Ich hatte mir insgeheim vorbehalten, falls sich tatsächlich massiv alles zum besseren gewandt hätte, den Betreiber um die Rücknahme der Kündigung zu bitten.
Um es kurz zu machen: Alles ist wie damals. User beschweren sich über dieselben Dinge. Veränderungen, die damals schon lange angekündigt waren, sind immer noch nicht gekommen. Die fehlende Kommunikation zwischen Usern und Betreibern wird immer noch bemängelt. Warum also zurückkehren?
Also denn: Und Tschüss!
Ein Joke zum Schluss: Nicht einmal auf das bestätigte Datum der Accountlöschung kann (edit: konnte) man sich verlassen :D