Ein unerwartetes Erlebnis

Glaubt man einigen Veröffentlichungen im Netz, so müsste der erste Teil der zweiten Trilogie um den „Ring“ eher enttäuschend sein. An einigen Stellen werden Verrisse publiziert, die sich im Wesentlichen auf die HFR-Technik beziehen. Diese sei unrealistisch, zu studiomäßig, und sie entspräche nicht dem Kino-Feeling, das seit 80 Jahren üblich sei. In einigen Rezensionen, die ich gelesen habe, wird eher auf der Technik herumgehackt, anstatt den Film selbst zu besprechen. Manchmal hat man auch den Eindruck, dass man andere Rezensionen verkostet hat, anstatt sich selbst ein Bild zu machen.

Meiner Ansicht nach sind diese Kritiker entweder zu technik-affin, oder sie schreiben blind von anderen ab. Zu sehr scheint mir auch der Verriss sich als Mainstreamtechnik zu etablieren. Nur wer meckert, wird ernst genommen. Na gut, sei’s drum, dann meckere ich eben auch mal … über die Meckerer.

Mir hat der Hobbit im Kino (3D + HFR) sehr gut gefallen, und ich werde mir auch die BluRay kaufen. Obwohl man da nicht so direkt einen Zusammenhang sehen kann, denn die Technik ist ja schon etwas anders. Apropos Zusammenhänge: Der Artikel ‚The Hobbit‘ at 48fps: Frame Rates Explained (englisch, wie man sich aufgrund des Titels denken kann) erklärt einiges von dem, was gemäß Mainstreamsichtweise vermutlich noch gar nicht wirklich verstanden wurde.

Aber kommen wir zum Film, denn auch der hat etwas Besonderes an sich. Ich kannte zwar Tolkiens Buch „Der kleine Hobbit“ vorher nicht, hatte aber ein gewisses Grundverständnis für diese Vorgeschichte zu Herr Der Ringe (IMDB Teil 1, 2 und 3). In diesem Kontext empfinde ich den Film als sehr gelungen. Das Besondere daran ist vielleicht, dass ein Regisseur sich anmaßt, aus einem kleinen Taschenbuch eine Kino-Trilogie zu machen. Vergleicht man den Umfang des Hobbits mit dem Herrn der Ringe, dann gibt es da schon literarisch deutliche Unterschiede. So ist auch „Eine unerwartete Reise“ nicht unbedingt nur aus dem Inhalt des kleinen Taschenbuchs entstanden, sondern es wurden (wie man liest) noch einige weitere Recherchen durchgeführt, um die Geschichte etwas aufzumotzen. Natürlich können auch Schlachtszenen zum Füllen verwendet werden, aber wenn sie dazu dienen, die Geschichte schlüssig zu erklären, dann sind sie für mich auch in epischer Breite akzeptabel.

Es gibt in dem ganzen Film eigentlich nur einen Wermutstropfen am Ende. Man bedauert, dass das schon alles war und dass man viele Monate warten muss, bevor es weiter geht. Das hat nur zum Teil damit zu tun, dass das Ende so abrupt erfolgt. Ganz anders als in „Die Gefährten„, wo quasi ein langsames Ausschleichen der Geschichte den Zuschauer über einige Minuten hinweg auf das vorläufige Ende vorbereitet hat, ist hier fast innerhalb von 20 Sekunden alles vorbei. Aber wie gesagt, damit hat es nur zum Teil zu tun. Der weitaus wichtigere Teil ist, dass mir der Film gefallen hat.

Ich empfehle auf jeden Fall einen Besuch.

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