Wege zur Kunst

FreiheitsschutzzoneWährend ich mich umständlich in die Hocke begebe, um die Passanten im Hintergrund mit auf das Foto zu bekommen, steht er schräg hinter mir und amüsiert sich vermutlich über meine Verrenkungen. Ich bin fertig, der freundliche Herr lächelt und drückt mir ein Blatt Papier in die Hand, die bedruckte Seite nach unten. Das soll wohl Neugier wecken. Er hält mir den Zettel hin, lächelt und schweigt.

Sowas ist man ja gewöhnt, das passiert am Bahnhof oder auf der Königsstraße ständig. Werbung halt, zumeist unerwünscht. Aber wenn man auf dem Weg zur Kunst ist, ist das irgendwie etwas anderes.

Unter der Bezeichnung „Freiheitsschutzzone“ wirbt der Herr mit seinem geheimnisvollen Zettel auf der Georg-Mahler-Treppe um Mitmacher. Bei näherer Betrachtung offenbart sich eine Aufzählung an Namen, Künstler vermutlich. Joseph Beuys führt die Liste an — geschickt gemacht, einen bekannten Namen an den Anfang zu setzen. Gut für mich, denn beim Weiterlesen kommt mir keiner der anderen bekannt vor. Doch, einer noch, kurz vor dem Ende der Liste, da klingelt was. Aber erst Google hilft mir herauszufinden, wer Georg Baselitz ist. Wie gesagt, keine Ahnung von Kunst, der Sehfahrer.

Immerhin, Beuys kennt man in Kassel spätestens durch das Projekt 7000 Eichen — Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung von der documenta 7 im Jahre 1982. Ein Projekt, das noch heute das Stadtbild entscheidend prägt. Die „Honigpumpe“ (d6, 1977) oder „Das Rudel“ (1969) sind mir sogar als erfahrener Kunstbanause noch ein Begriff. Die anderen Namen auf der Liste sind ebenfalls Teilnehmer an dem Projekt „Freiheitsschutzzone“. Wer teilnehmen will, findet auf www.freiheitsschutzzone.com genügend Informationen dazu.

Das Blatt endet mit dem Zitat „Die Kreativität liegt in der Haltung“, leider ohne Quellenangabe. Für eine Dissertation also ungeeignet, aber das macht nichts. Es ist ja Kunst.

Geo: N51.311347 E9.498481

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