Kunst oder nicht Kunst?

Eines ist klar: Dies ist keine Kunst. Oder etwa doch? Jedenfalls nicht documenta-Kunst. Aber wer definiert eigentlich, was Kunst ist und was nicht? Es kommt halt auf den Standpunkt an.

Es kommt halt auf den Standpunkt an, so hört man oft. Wobei der Mann auf der Kugel quasi den höchsten Standpunkt von uns allen hat, oder? Leider können wir ihn nicht fragen, er ist unerreichbar für uns. Körperlich unerreichbar wohl ohne Zweifel, ideell ebenfalls, auf alle Fälle für mich. Denn ich kann mir nicht so recht etwas unter diesem Werk vorstellen.

Die Parallelität zu dem Kreuz ist offenkundig. Während dieses an längst vergangene Zeiten erinnert, wirkt die Figur auf den ersten Blick so lebendig, dass anfangs sogar die Feuerwehr alarmiert wurde.

Aber den Künstler könnten wir fragen (was ich nicht getan habe). Nur mag Stephan Balkenhol, der diese und weitere Figuren geschaffen hat, dazu vielleicht gar nicht so recht Stellung nehmen (Quelle):

„In ihnen (den Figuren) versteckt sich etwas Geheimnisvolles. Es ist nicht meine Aufgabe, es zu enthüllen, sondern die des Zuschauers, es zu entdecken.“

Immerhin ist das doch mal ein klarer Hinweis! Wir selbst sollen entdecken, was in den Kunstwerken steckt, nicht der Künstler soll es uns sagen. Eine beeindruckende Sichtweise, wie ich finde. Und sie passt sehr gut zu meiner eigenen Ansicht, mit der ich versuche, mich der documenta zu nähern. Noch bin ich nicht immer erfolgreich (und werde das wohl auch niemals sein).

Kunst oder nicht Kunst? Nicht-Kunst?

Dies ist zumindest keine documenta-Kunst, denn die Aktion hat nichts mit der documenta zu tun. Laut diesem Artikel in der Frankfurter Rundschau hat sich Carolyn Christov-Bakargiev ausgesprochen negativ darüber geäußert. Es handelt sich bei der Figur auf dem Turm der katholischen St.-Elisabeth-Kirche am Friedrichsplatz nämlich um eine eigenständige Aktion. Als Veranstalter tritt das Bistum Fulda auf. Hier ist ein Artikel der Kirchengemeinde selbst, aus dem dies ebenfalls klar hervorgeht.

Die Aktion läuft laut den verschiedentlich in der Stadt hängenden Plakaten vom 3.6. bis 18.9.2012, also von einer Woche vor dem Anfang bis
2 Tagen nach dem Ende der d13. Ein Schelm, der Arges dabei denkt. Kunst soll nachdenklich machen, Kunst soll provozieren. Ob dies beides hier gegeben ist, überlasse dem geschätzten Leser. Man ist zumindest versucht, das Wort „Trittbrettfahrer“ in den Mund zu nehmen. Da kann man verstehen, dass Frau Christov-Bakargiev sich darüber aufregt.

Aber zurück zur Ursprungsfrage: Wer kann denn nun eigentlich beurteilen, was Kunst ist? Man könnte sagen, die künstlerische Leiterin der documenta müsse es ja wissen. Aber ist „Wissen“ denn überhaupt möglich in einem Bereich, der überwiegend von Geschmack geprägt ist? Was für den einen Kunst ist, ist für den anderen Kitsch … oder Schlimmeres.

Nun, ich habe eine klare Meinung dazu: Ich bestimme, was Kunst ist. Das wird viele Leute natürlich aufregen. „Du? Du hast doch selbst gesagt, dass du keine Ahnung von Kunst hast!“ Stimmt, habe ich nicht. Brauche ich aber auch nicht. Denn was für mich Kunst ist und was nicht, entscheidet der Bauch, nicht der Kopf. Mein Bauch! Das braucht also niemand anderer für mich zu entscheiden. Und das kann auch niemand sonst, weder der Künstler selbst, noch der Leiter oder die Leiterin einer Kunstausstellung.

Daher wiederhole ich: Was Kunst ist, bestimme ich!

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